Hallo Allerseits,
in den letzten Tagen hatte ich Zeit und Gelegenheit, die aktuellen Ereignisse bei der STS-Mission zur ISS über NASA-TV zu sehen und zu hören.
Dabei sind mir zum wiederholten Mal einige Dinge aufgefallen, die ich an dieser Stelle mal ins Gespräch bringen möchte.
So oft Astronauten im Interview nach ihren Gefühlen während ihrer Flüge gefragt werden, so oft schwärmen sie von der Aussicht auf die Erde, der Schwerelosigkeit und der Zusammenarbeit mit den Kollegen.
Ebenso oft sprechen sie aber auch von dem engen Zeitplan, den zahlreichen Aufgaben und der wenigen, verbleibenden „Freizeit“, was ja durchaus verständlich ist, wenn man die Kosten für diese Flüge und die sicherheitsbedingte „Langsamkeit“ aller Aktionen in der Umlaufbahn bedenkt.
Immer wieder, so auch bei der aktuellen Mission, fällt mir jedoch auf, dass es Etwas gibt, wofür die amerikanischen Astronauten IMMER VIEL Zeit haben: sich bei Hinz und Kunz zu bedanken und sich gegenseitig zu loben!
Würde man den Sprechfunkverkehr mal statistisch analysieren, käme man sicher auf einen Anteil von über 10%, der nicht mit dem Austausch von Sachinformationen, sondern mit Dank und Lob und anderen „affektiven Themen“ zu tun hat.
Die Flugzeit, die insgesamt mit Dankesreden, Lobeshymnen, Begrüßungs- und Verabschiedungs-Ritualen u.ä. verbracht wird, summiert sich inzwischen sicher schon zu Wochen!
Man könnte meinen, die gesamte NASA sei eine Ansammlung von verunsicherten Menschen, die der permanenten Bestärkung und Rückversicherung, der „verbalen Streicheleinheiten“ bedürften, um ihren Job ertragen zu können.
Ich glaube das natürlich nicht wirklich, aber diese exzessive Neigung zur permanenten Pflege des Wir-Gefühls ist schon auffällig.
Würde man all diese Rituale streichen, hätte man allein bei dieser letzten Mission 2 o. 3 Stunden Zeit für praktische Aufgaben, oder auch für Freizeit der Astronauten gewinnen können.
Es scheint sich übrigens um ein typisch amerikanisches Phänomen zu handeln, denn bei den Astronauten anderer Nationalität habe ich bisher nur eine deutlich „normalisierte“ und z.T. unbeholfene Nachahmung der Rituale beobachtet.
Das Phänomen scheint auch nicht von Anfang an so gewesen zu sein: ich erinnere mich, dass bei den Apollo-Missionen viel weniger „Streichel-Dialoge“ geführt wurden, - allerdings hat man da auch nur in den kritischen Phasen die Dialoge live mitbekommen.
Was meint Ihr dazu? Fällt das nur mir auf?
Gruß
Dino