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Eberhard

SP-Schnüffler

Eberhard

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Beitrag 32329 , Fallschirmauswurf [Alter Beitrag15. Juli 2003 um 00:45]

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Je grösser die Raketen werden, je schwerer und komplexer, desto mehr steht für mich die Frage im Raum, wie ein (weitestgehend) sicherer Fallschirmausstoss und dessen Öffnung realisiert werden kann.

Nach einigen Fehlschlägen mit der Vostok und der N2 habe ich immer mehr Bedenken, Modelle mit diesem Gewicht - und der damit verbundenen Gefahr - starten zu lassen, ohne 100%ig sicher zu sein, dass ein absolut sicheres recovery gewährleistet ist.

Bei Modellen mit Motorausstoss (zumindest als Backup) sehe ich keine allzugrossen Probleme, der Main - und der evtl. angebrachte Pilot - (am besten via Piston) kommen zumindest aus dem Körperrohr, wenn die Schirme ordentlich gepackt sind.
Durch "Versuch und Irrtum" habe ich mittlerweile erkennen "dürfen", dass ein Deployment Bag mit Vorfallschirm eine sehr sichere Lösung ist. Der lose angebrachte Pilot wird sehr sicher den Hauptschirm aus dem Deployment Bag (für unsere deutschliebenden Freunde: Entwicklungssack...) gezogen.

Ebenso sicher ist meiner Meinung nach die Lösung einer seitlichen Fallschirmkammer, wie sie z.B. Ernst anwendet. Die Klappe wird entriegelt, der "pralle" Schirm drückt nach aussen, wird herausgezogen, und öffnet sich.

Wenn aber die seitliche Kammer, z.B. aus Platzgründen, oder wegen der Grösse des Schirms nicht verwendet werden kann, und auf den Motorausstoss verzichtet wird, oder verzichtet werden muss (BC), stellt sich die Situation anders dar.

Nehmen wir als Beispiel die unten angeführte Rakete.
Ein Motorausstoss ist nicht vorhanden.
Die Rakete ist ein Mitteltrenner mit im Kuppler angebrachter Ausstossladung, die nach unten schiesst.

Die häufig verwendete Lösung ist ein kleiner, an der oberen Sektion angebrachter Deployment Bag, in dem sich der Pilot befindet. Die Leine des Depoyment Bags ist kürzer als die "Vorleine" der Spitze. Dadurch wird der Pilot beim Ausstoss der Spitze aus dem Rohr und seinem Sack gezogen, entfaltet sich und zieht wiederum den Main (in dessen "Entwicklungssacks") heraus.

Aber:

Wie im unteren Bild dargestellt, sitzt der Main tief im Rohr. Die Spitze muss also relativ weit weggeschossen werden, um den Pilot herauszuziehen und aus dem Sack zu ziehen.

Wenn nun die Austossladung etwas schwach auf der Brust ist und sich die Spitze zwar trennt, aber nicht mit allzuviel Kraft an dem Pilot zieht, kann es sein, dass der Pilot im Körperrohr verbleibt, oder nicht aus dem Deployment Bag gezogen wird.
Das Selbe kann passieren, wenn sich die Friktion des Kupplers (z.B. witterungsbedingt) verändert.

Wie könnten nun also Lösungen aussehen, die in diesem Fall ein (nach manschlichem Ermessen 100%iges) sicheres Ausbringen und Entfalten des Pilots und / oder des Mains gewährleistet?

Über eine rege Diskussion und Lösungsvorschläge würde ich mich freuen.

Grüsse

Eberhard

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Peter

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Peter

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Beitrag 32333 [Alter Beitrag15. Juli 2003 um 07:41]

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Eberhard,

mein spontaner Eindruck neulich in Roggden war, daß Deine N2 nur wenig mehr als den Vorfallschirm brauchen würde, an dem sie schließlich landete. Der Hauptschirm war- Vermutung, ich habs mir nicht näher ansehen können- vielleicht zu groß und daher auch ziemlich fest in seine Kammer "gestopft". Also wäre das einfachste Lösungsmodell, daß Du einen einzigen, aber sicher aufgehenden, mittelgroßen Schirm nimmst. Mit ordentlich Pyrowatte kann die Ausstoßladung eigentlich nicht "zu schwach" sein, ich hatte da in den letzten Jahren eher das Problem, daß ich mit einer ganz langen Leine verhindern mußte, daß die Ausstoßladung den Schirm einfach abtrennt.

Zwei Fallschirme strebe ich nur dann an, wenn die Rakete voraussichtlich sehr hoch fliegt. Dann soll sie an einem besonders kleinen Vorfallschirm möglichst schnell fallen bevor der Wind sie kilometerweit abtreibt. Kurz über dem Boden soll dann der große Fallschirm richtig bremsen. Allerdings: Deine richtig schwere N2 ist nicht der Typ Rakete, der ultrahoch fliegt. Und meine Testrakete für den SALT war wiederum nur etwa 700g schwer, die konnte es verkraften, nur mit Hilfe des kleinen Vorfallschirms aufzusetzen.

Wenn Du aber unbedingt zwei Schirme einsetzen willst, dann plädiere ich für unabhängige, "parallele" Schirme. So wie sie meine Weisse Pyrrha verwendet. Die Grundregel dabei: beide Schirme sollten in der Größe deutlich voneinander abweichen. Ich plane für mein nächstes Modell eine Lösung mit doppeltem Mitteltrenner, wo der SALT im Mittelstück sitzt, und nach oben bzw. nach unten jeweils einen Fallschirm auswirft.

Gruß
Peter
MikeHB

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MikeHB

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Beitrag 32335 [Alter Beitrag15. Juli 2003 um 08:53]

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Als jemand der von "Doppel-Fallschirm-Ausstoß-Technik" bisher keine Ahnung hat mal folgende Idee: Kann man nicht eine 2. Ausstoßladung aus Pyrowatte unten im Deploymentbag (Hallo Eberhard, die "Spitze" ist angekommen stick out tongue ) anbringen? Geschützt durch eine Lage Schutzwatte müsste doch der Schirm dann (Zeitgesteuert) aus dem Sack gestoßen werden.

Wie gesagt, ist nur Brainstorming. Da schmeißt man ja erstmal alle Ideen in einen Topf...

Hoffe Ihr haut mich nicht... ruhe wink

Gruß
Michael

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J.Boegel

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J.Boegel

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Beitrag 32341 [Alter Beitrag15. Juli 2003 um 11:50]

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Moin,

ich bin für folgende Variante: Man packt den Main - Schirm nicht in einen Stoffbeutel, sondern in ein Pertinaxrohr, dünnwandig, das in einem etwas größeren sitzt.

Also so, wie Du es auf Deiner Zeichnung hast nur halt den Schirm im "Deployment Rohr" sozusagen.
Das Rohr besteht aus zwei Halbschalen, wie zwei aufeinandergelegte Dachrinnen, die sich teilen sobald das Deploymentrohr das "Mainrohr" verläßt.

der Witz ist: ein Bag ist außen weich und verbeult und ist deshalb von seiner Bewegung in einem Rohr her schwergänig.
Das "Halbschalenrohr" nicht, es gleitet ganz leicht hindurch.
Nachdem Verlassen des rumpfes teil es sich und gibt den schirm frei.

im Rumpf selber kann es durch ein Pyrorelase zurückgehalten werden...

Anbei mal eine Skizze die ich Gerade nebenbei gemacht habe :-))

Danach sollte der Spaß so leicht gehen das der "Kanister" von alleine rausfällt.

Gruß Jens

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Beitrag 32342 [Alter Beitrag15. Juli 2003 um 11:54]

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Hi Ebe,

was ich auf jeden Fall in Deinem angeführten Beispiel machen würde, ist einen separaten Fallschirmspant einziehen, der bewirkt, dass der Hauptschirm soweit wie möglich nach oben zur Auflage kommt. Dadurch ist sichergestellt, das der Weg des Deploymentbags im Rohr so kurz wie nur möglich gehalten wird.

Gruß
Oliver

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Beitrag 32373 [Alter Beitrag15. Juli 2003 um 19:23]

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Mittentrenner halte ich persönlich aus den von Eberhard genannten gründen für Quatsch. Wozu solls denn auch gut sein???
Meine Methode ist und bleibt erst mal der Kopftrenner mit Kolben (Pisse, äh piston)

Meine Einstellung:
2 Schirme in serieller Anordnung sind grundsätzlich risikobehafteter als nur einer. Je mehr dran ist, deso mehr kann misslingen. Bis 3-4 kg braucht man weder einen Packsack (deploym..wie auch immer..bag) noch einen zweiten Schirm. Und wenn man das will, dann würde ich den Weg von Oliver gehen. Hauptschirm zurückhalten mittels mechanischer oder pyrotechnischer Verriegelung.

Also Kopftrenner, im Körperrohr sitzen im oberen Bereich 2 Rohre nebeneinander. Ein kleines für den Vorschirm, ein grösseres für den Hauptschirm. Die Rohre sind mit Spanten voneinander getrennt. Jedes Rohr besitzt einen Kolben und eine Ausstossladung. der obere Spant trägt zwischen den Rohren die Entriegelungmechanik für die Rückhaltung des Hauptschirms.

Rakete startet, erreicht den Gipfelpunkt. Salt, Altacc, DM zünden die Ausstossladung für den Vorschirm. Der Vorschirm ist mit der Kappe des Hauptschirms verbunden, kann ihn aber nicht rausziehen, da die Leine des Vorschirms von der Rückhaltemechanik auf dem oberen Spant gehalten wird.
Rakete sinkt, der Salt oder Altacc zündet die Rückhaltemechanik (Leinencutter) die den Vorschirm freigibt. Der zieht nun den Hauptschirm aus seinem Rohr. Sollte er das nicht schaffen, so wird via Funk o.ä. die Ausstossladung des Hauptschirms gezündet, dessen Kolben nun für sicheren Ausstoss sorgt.
Man braucht alo keinen Packsack oder dergleichen . Ob der Vorschirm genug Kraft hat den Hauptschirm rauszuziehen kann man leicht am Boden testen. Und wenn es Probleme gibt, ist da immer noch die zweite Ausstossladung am Hauptschirm.


@Mike: es ist ein fataler Irrglaube, eine Ausstossladung könnte einen Schirm ohne Kolben irgendwo rausschiessen. Das klappt nicht mal bei einem Rohr, geschweige denn aus einem Sack. Die einzig relevante Kraft, die den Schirm (wenn kein Kolben verwendet wird) aus dem Rohr befördert, ist die kinetische Energie der Spitze, die den chirm rausziehen muss. Da diese Energie unmittelbar nachdem die Spitze das Rohr verlassen hat, schnell gegen null strebt, ist hier ein sorgfältiges sehr kurzes Anbinden des Schirms an die Spitze notwendig. Ausserden ist Vorkehrung zu treffen, dass der schirm nicht durch die Startbeschleunigung in die Tiefen des Körperrohrs befötdert wird.
Kolben ist allemal sicherer.

Gruß,
Achim

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