Zitat:
Original geschrieben von Marcus Dachsel
2. Ich lese (auch hier) öfters etwas von "überstabil". Stabil ist aber im allgemeinen Sprachgebrauch immer positiv. Warum ist es denn gerade im Raketen(modell)bau NICHT so gefragt?
Gruß
Marcus
Hi Marcus,
das kann man relativ einfach erklaeren (aber nicht mit wenigen Worten
).
Die Rakete befindet sich im Flug 'frei' in der Luft.
Sie kann sich (theoretisch) in alle Richtungen bewegen.
Die Erfahrungen sagen, dass bei (normalen) Formen der Abstand zwischen Schwerpunkt und Druckpunkt zwischen 1 und 5 Kaliber liegen sollte.
Unter 0 ist die Rakete instabil und fliegt 'Kringel'.
Darueber fliegt sie in den Wind und wird zur 'Cruise Missile'.
Das Dumme an diesen Werten ist jedoch - sie sind nicht absolut sondern es gibt noch andere Faktoren.
(nicht sortiert, nur nummeriert um nacher eine Referenz zu haben)
1) Seitenwindstaerke (meist max. 10 m/s).
2) Hebellaenge.
3) V (am Startrampenende)
4) besondere Form
1: Wenn der Seitenwind staerker wird, wird die Auslenkung groesser.
Eine massiv ueberstabile Rakete fliegt bei 0 - 1 m/s Seitenwind immer noch hervorragend.
2: Je kuerzer/dicker die Rakete ist um so geringer muss der Abstand werden. Fuer 'Pummelchen' ist oft 0.3 - 0.5 Kaliber gerade richtig.
Umgekehrt sollten 'Besentiele' nicht bei 1.0 sondern eher bei 5 - 15 liegen.
3: Je groesser V, desto geringer der relative Seitenwind.
Eine Rakete mit hoher V verkraftet daher mehr Seitenwind.
Auch ueberstabil wird sie nicht so sehr in den Wind gehen (daher denken viele, dass eine hohe Geschwindigkeit alle Berechnungsfehler kaschiert (leider nicht
)).
Jedoch kann eine Wettbewerbsrakete mit hoher Grundgeschwindigkeit durchaus auf 0.2 - 0.3 Kaliber berechnet werden.
4: Die Form (obwol sie eigentlich durch Barrowman schon eingehen sollte) spielt auch noch mit.
Je aerodynamischer desto groesser sollte der Abstand sein.
Eine Pyramide fliegt auch bei 0.3 noch gut. Eine Tropfenform nicht (es sei denn die V (siehe 3) ist entsprechend hoch).
Wie Du siehst gibt es einiges mehr als die nackten Werte.
(Wahrscheinlich hab ich auch noch was vergessen).
Daher ist es immer gut einen erfahrenen Flieger bei ungewoehnlichen Raketen zu konsultieren.
Gruss Johannes
25. August 2003 um 20:43]
