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Oliver Arend

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Oliver Arend

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Beitrag 35762 , Mikrobenbefall: NASA zerstört Sonde [Alter Beitrag16. September 2003 um 23:07]

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Nach 14-jähriger Reise durch den Weltraum soll die Jupiter-Sonde "Galileo" am kommenden Wochenende zerstört werden. Auf diese Weise werde verhindert, dass "Galileo" ungewollt auf dem Jupitermond Europa aufschlage, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Die Astronomen befürchten, dass sonst Krankheitserreger möglicherweise existierendes Leben auf Europa gefährden könnten. "Galileo" soll am Sonnag mit 173 770 Kilometern in der Stunde in die Atmosphäre des Jupiters gelenkt werden. Das 1350 Kilogramm schwere Raumfahrzeug wird dabei völlig zerstört. An Bord befinden sich offenbar Millionen von Mikroben, die wahrscheinlich im Kühlwasser der Sonde entstanden sind.

<i>Quelle: Göttinger Tageblatt vom 16.09.2003</i>

Weitere Infos zu "Galileo" bei www.nasa.gov

*schnief*

Oliver
Stefan Wimmer

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Stefan Wimmer

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Beitrag 35808 [Alter Beitrag17. September 2003 um 22:41]

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Hmmm,

da machten sich die Sondenbauer ernsthafte Sorgen um die Haltbarkeit der Elektroniken in den Strahlungsgürteln des Jupiters (wo Galileo ja immer wieder durchmußte), und dann vermehren sich in irgendeiner (mehr oder weniger) tiefgekühlten Suppe an Bord munter die Mikroben...

Wie passt das zusammen?

(Wie stellten die auf die Entfernung überhaupt den Mikrobenbefall fest? Da wird doch wohl kaum ein Überwachungsmikroskop im Kühlwasser(?)-Kreislauf sein)

Nachtrag:
Ich habe gerade mal bei der NASA nachgelesen: Da steht nichts von irgendwelchen Kontaminierungen irgendeines Kühlkreislaufes.
Das hat sich die Zeitung wohl dazugedichtet damit es dramatischer klingt...

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Christian S.

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Beitrag 35811 [Alter Beitrag17. September 2003 um 23:44]

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Zitat:
Ich habe gerade mal bei der NASA nachgelesen: Da steht nichts von irgendwelchen Kontaminierungen irgendeines Kühlkreislaufes.
Das hat sich die Zeitung wohl dazugedichtet damit es dramatischer klingt...



Na, da muss ich aber mal zur Ehrenrettung meiner Zunft eingreifen: Ob Kühlkreislauf oder nicht, da ist nix dramatischer, warum soll man das erfinden? Es gab eine Pressekonferenz, auf der die anwesenden Journalisten Fragen stellen konnten. Gott sei Dank dürfen wir das immer noch und müssen nicht bloß Waschzettel abschreiben...

tinysmile
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Beitrag 35816 [Alter Beitrag18. September 2003 um 00:30]

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Eigentlich müsste ich ja schon von Berufs wegen besser informiert sein, aber dass mir nicht sofort aufgefallen ist, dass da im GT _kompletter Schwachsinn_ stand, ärgert mich schon. Der Artikel stand übrigens auf der "Welt im Spiegel"-Seite, die bei der Zentralredaktion in Hannover verbrochen wird.

Wenn ich den NASA-Artikel so überfliege, sollte man das so interpretieren:

Nach 8-jährigem Orbit um den Jupiter, währenddessen sie eine Fülle bahnbrechender Informationen zur Erde funkte, wird die Sonde "Galileo" am kommenden Wochenende das Ende ihrer Lebensdauer erreichen und auf dem Jupiter aufschlagen. Durch dieses Manöver will die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA vermeiden, dass der Jupiter-Mond "Europa" von irdischen Mikroben erreicht wird, die den Flug auf der Sonde überstanden haben könnten. "Galileo" selbst hatte einen Wassereispanzer auf dem Mond sowie Hinweise auf flüssiges Wasser unter der Oberfläche gefunden. Wissenschaftler halten es für möglich, dass primitive Lebensformen auf "Europa" existieren.

Oliver
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Beitrag 35826 [Alter Beitrag18. September 2003 um 10:08]

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Also, das ganze hat mich neugierig gemacht (eine Frage der Ehre). Daher hier ein wenig mehr zum Thema. Als erstes mal eine Dokumentation der Quellen, aus denen sich alle deutschen Tageszeitungen bedient haben:

*************************

Associated Press, deutscher Dienst (15.09.03, 1:12 Uhr)

NASA beschließt Zerstörung der Jupiter-Sonde "Galileo"
Utl: Raumfahrzeug soll in der Atmosphäre zerschellen - Aus Sorge um mögliche Verseuchung des Jupiter-Mondes Europa

Pasadena (AP) Nach 14-jähriger Reise durch den Weltraum soll die Jupiter-Sonde "Galileo" am kommenden Wochenende zerstört werden. Auf diese Weise werde verhindert, dass "Galileo" ungewollt auf dem Jupiter-Mond Europa aufschlage, teilte die US-Raumfahrtbehörde NASA am Sonntag in Pasadena mit. Die Astronomen der NASA befürchten, dass in einem solchen Fall Krankheitserreger möglicherweise existierendes Leben auf Europa gefährden könnten.
"Galileo" soll am kommenden Sonntag um 21.49 Uhr (MESZ) mit 173.770 Kilometern in der Stunde in die Atmosphäre des Jupiters gelenkt werden. Das 1.350 Kilogramm schwere Raumfahrzeug wird dabei völlig zerstört. An Bord befinden sich offenbar Millionen von Mikroben, die wahrscheinlich vor allem im Kühlwasser der atombetriebenen Sonde entstanden sind. Beim Start von "Galileo" im Jahr 1989 gab es noch keine umfassende mikrobiologische Reinigung von Raumfahrzeugen, wie sie bei der NASA inzwischen zum Standard gehören. Heute weiß man entgegen früheren Annahmen, dass manche Mikroben selbst extremen Temperaturen und Strahlung widerstehen können.
Auf dem Jupitermond Europa, dessen Ozeane von Eis bedeckt sind, könnte es nach Einschätzung von Astronomen außerirdisches Leben geben. Daher dürfe er nicht unnötig gefährdet werden, erklärte der für den Schutz von Planeten zuständige NASA-Astronom John Rummel.
Die planmäßige Zerstörung der nach dem Astronomen Galileo Galilei benannten Sonde wird die erste seit 1999 sein. Damals ließ die NASA den "Lunar Prospector" in den die Erde umkreisenden Mond stürzen. 1994 steuerte die NASA die Sonde "Magellan" in die Venus.
Die Mission von "Galileo" ist eines der erfolgreichsten Projekte der NASA. Die Sonde umkreiste den Jupiter 35 Mal - geplant waren ursprünglich 24 Umrundungen - und schickte zahllose Messdaten zur Erde. Darunter waren auch Informationen über den vulkanisch aktiven Jupitermond Io.


Deutsche Presse-Agentur (15.09.03, 17:29 Uhr)

Sonde Galileo soll am Sonntag in Jupiteratmosphäre verglühen

Washington (dpa) - Die 1,4 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro) teure amerikanisch-deutsche Erfolgssonde Galileo soll am Sonntag in die Jupiteratmosphäre eintauchen und verglühen. Damit wird nach Angaben der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA sichergestellt, dass die Sonde nicht auf die Oberfläche des Jupitermondes Europa trifft und ihn mit Bakterien von der Erde verseucht. Am Mittwoch wollte die NASA weitere Einzelheiten über den geplanten Absturz bekannt geben.
Kurz vor dem Eintauchen der Sonde in die Jupiteratmosphäre sollen noch einmal einige Stunden wissenschaftliche Daten in Echtzeit übertragen werden. Die Galileo-Sonde wurde 1989 von der Raumfähre "Atlantis" aus zum Jupiter geschickt und hat seit Dezember 1995 Fotos und wichtige Erkenntnisse über den Gasriesen Jupiter und die Vielfalt seiner Monde geliefert. Galileo hat ein deutsches Antriebssystem und drei deutsche Instrumente an Bord.

*************************

Was in Göttingen (und sonstwo) nicht in der Zeitung stand: Es gab nach Auskunft von Kollegen der Associated Press zu dem Thema mehrere Pressekonferenzen im JPL (Pasadena) und im NASA-Hauptquartier in Washington. Dort wurde auch weitaus ausführlicher begründet, warum die Sonde gezielt in den Jupiter gelenkt wird, als im Press Kit und in den sonstigen Informationen der NASA. Die Wissenschaftler sagten, es sei relativ wahrscheinlich, dass sich Mikroben an Borde der Sonde (klar, von der Montage auf der Erde) befinden. Man wisse inzwischen, dass manche Bakterien gegenüber den extremen Strahlungen im All weit unempfindlicher sind, als früher angenommen.

Insbesondere im Kühlsystem der beiden Plutonium-Batterien (radioisotope thermoelectric generators/RTG) seien obendrein die Bedingungen für eine Vermehrung von Mikroben wegen der höheren Temperaturen sehr günstig. Bleiben zwei Dinge, die sich offensichtlich im Zuge der Übersetzung durch die deutsche AP-Redaktion eingeschlichen haben: Die Übersetzung von Mikroben als Krankheitsrreger ist formal korrekt, gibt der Sache aber irgendwie einen falschen Drall. Manchmal sind Fremdwörter eben doch genauer. Und aus dem Kühlsystem wurde Kühlwasser, was vermutlich tatsächlich schlichtweg falsch ist. Ich weiß nicht so genau, wie solche Plutonium-Batterien funktionieren, aber ich denke, damit werden die Thermokoppler-Elemente gemeint sein.

Letzlich ist die AP-Darstellung sicherlich aus Experten-Sicht unpräzise und in Details falsch, aber für den unbedarften Leser sind die Unterschiede ziemlich unerheblich. Das ist das alte Problem der populärwissenschaftlichen Darstellung insbesondere hierzulande, dass die Experten (insbesondere pensionierte Lehrer) ständig jaulen, wenn auf 20 Zeilen nicht alles gaaanz exakt erklärt ist. Die Amis sind da weitaus entspannter - das gilt übrigens gerade für die NASA, die sich redlich Mühe gibt, die Dinge verständlich darzustellen. Auch in diesem Fall wurde eben nicht kompliziert das Prinzip nuklearer Batterien mit Thermokopplern erörtert, sondern schlichtweg vom Kühlsystem gesprochen, basta.

Es muss davon übrigens auch eine Ausstrahlung im NASA-TV gegeben haben, hat jemand darauf Zugriff?

Gruß
Christian

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Neil

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Beitrag 35830 [Alter Beitrag18. September 2003 um 11:29]

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Hi,

ist es nicht so das wir dank freier Meinungsbildung eine Artikel lesen können und merken, das gemeint war das es nicht auszuschließen ist das dort Mikroben sein könnten.
Aber wer sagt den das es auf dem jupiter kein Leben möglich ist? Beim verglühen in der oberen Luftschicht können ja auch Mikroben überleben.

Gruß

Neil

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Andi Wirth

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Beitrag 35834 , Mikroben [Alter Beitrag18. September 2003 um 13:01]

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Salü Christian

Achtung: "Mikroben" und "Krankheitserreger" sind keinesfalls Synonyme; sie sind nicht einmal sehr nahe beieinander.
- ich schätze, dass höchstens 10% aller Mikroben Krankheitserreger sind (vermutlich sogar deutlich weniger)
- nur ein Teil der Krankheitserreger sind Mikroben (die anderen sind v.a. Viren und Verwandte)
Die Ärzte big grin können da sicher noch genauer Auskunft geben.

So gesehen gibt die Übersetzung nicht nur einen ungünstigen "Drall", sondern ist so ungenau, dass ich als schlicht falsch bezeichnen würde (weniger als 10% Wahrscheinlichkeit, dass sie stimmt - siehe oben!).

@ Neil: Würde auf der Erde vielleicht zutreffen. Aber auf dem Jupither? Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Sonde vollständig verglüht; bei der Dichte.
Abgesehen davon ist es dann eine Sache des geringeren Risikos: Auf dem Jupiter ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Lebensformen gibt, viel kleiner als auf Europa - und die Wahrscheinlichkeit, dass Mikroben den Absturz überleben, auch. Also potenzierte Sicherheit. Scheint mir die vernünftigste Lösung zu sein.

Gruss

Andi

Lebenserfahrung ist die Summe der Fehler, die zu machen sich kein anderer gefunden hat. (Jules Romains)
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Beitrag 35835 [Alter Beitrag18. September 2003 um 13:04]

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Zitat:
Aber wer sagt den das es auf dem jupiter kein Leben möglich ist? Beim verglühen in der oberen Luftschicht können ja auch Mikroben überleben.




Klar, aber Jupiter zieht auf Grund seiner Masse ohnehin mit Abstand den meisten potenziell Mikrobenhaltigen Kometen- und Asteriodenschrott unseres gesamten Planetensystems an, so dass das bisschen Galileo statistisch vermutlich auch nix mehr ausmacht. Außerdem gelten die Druck-, Temperatur- und sonstigen Verhältnisse auf dem Gasriesen wohl auch nach aktueller wissenschaftlicher Bewertung als 100% lebensfeindlich. Das fängt ja schon damit an, dass fast alle Bakterien ein festes oder flüssiges Substrat benötigen, um sich überhaupt vermehren können.

Oder sehe ich da was falsch?
Christian

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Beitrag 35837 [Alter Beitrag18. September 2003 um 13:14]

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Zitat:
Achtung: "Mikroben" und "Krankheitserreger" sind keinesfalls Synonyme; sie sind nicht einmal sehr nahe beieinander.



Ja, das meinte ich auch so. Aber wenn man aber im Fremdwörterlexikon nachguckt, dann ist "Krankheitserreger" eine der möglichen Bedeutungen von "Mikrobe". Es ist in diesem Fall aber eindeutig die falsche. Es war der gut gemeinte Versuch, ein Fremdwort zu vermeiden, das in diesem Fall aber nicht vermeidbar ist, weil "Kleinstlebewesen" den Leser auch nicht unbedingt in die richtige Spur bringt.

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Bertram Radelow

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Beitrag 35860 [Alter Beitrag18. September 2003 um 23:11]

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hi,

zu "höchstens 10%" krankheitserregend: Auf das Gewicht der irdischen Mikroben gerechnet tippe ich eher auf 0,0000001%. Trotz alller Wissenschaft: Mikroben sind die am wenigsten bekannten Lebewesen auf der Erde - manche leben mitten IM Gestein in 2 km Tiefe, teilen sich alle 12 jahre mal und jeder Wissenschaftler steht davor und rätselt: Ist das nun eine Mikrobe oder nicht - vgl. auch die Bazillen im Marsmeteoriten.

...benötigen ein festes oder flüssiges Substrat...: In den tiefsten Tiefen der gewaltigen Jupiteratmosphäre, an der Grenze zur Druckverflüssigung der Gase, hat eben dieses Gasgemisch meiner Erinnerung nach* eine Dichte von 0,3. Das ist schon ganz schön dick. Nebenbei spielen die Winde auf der Erde für die Mikroben als Lebensraum eine grosse Rolle: Einige haben sich auf das Leben in den Sprühtröpfchen über dem Meer (Gischt und seine - sagen wir - Mikoformen) spezialisiert. Und erst vor kurzem hat man herausgefunden, dass Sahara-Staubstürme u.a. für ein Korallensterben in der Karibik verantwortlich waren (indem sie in Massen (!) einen Bodenpilz herübergelasen haben, der auch im Meerwasser überlebt, sich dort aber nicht fortpflanzen kann - man glaubt es kaum) und in einem anderen Fall für das Auftreten von Maul- und Klauensuche an vier weit voneinander entfernten Stellen in England, das sonst MKS-frei ist.

In Gasen mit der Dichte 0,3 (1/3 von Wasser!) ist es für die Evolution vermutlich genauso leicht, fliegende Lebewesen hervorzubringen, wie schwimmende im Wasser.
Die Temperatur an der Oberfläche des Jupiters (ich meine die am Boden der Atmosphäre) ist sicher höher als am Übergang ins Weltall, und langkettige oder polyzyklische Kohlenwasserstoffe hat's dort auch genug.

Also träumt schön von röhrenförmigen Tieren mit drei oder vier Flügeln am Hinterende, die durch reaktive Umsetzung von Fest-, Flüssig- oder gasförmigen Stoffen angetrieben durch die untere Jupiteratmosphäre gleiten und vom Aussehen her stark an etwas erinnern....

Bertram,
der vor kurzem auf der Erde Belegeexemplare für die Evolution zur Rakete gefunden hat, nach meinem Umzug mehr... (nein, ich war nicht in von Dänikens neuem misery park, oops, da fehlt doch ein "t"!)


___
*nicht etwa an meinen letzten Besuch, sondern an einen Artikel im Spektrum der Wissenschaft
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