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Peter

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Peter

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Beitrag 3770 [Alter Beitrag03. November 2000 um 16:15]

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Vor dreißig Jahren gewannen Viktor und Klaus Brantl den Wettbewerb "Jugend forscht" mit ihren Raketen aus Zeitungspapier- dazu später mehr. Etwa ein Jahr später ließen sie sich mit der unten gezeigten, fünfstufigen Rakete fotografieren, die rund 20 Meter hoch war und 1,3 Tonnen wog. Angeblich sollte diese Rakete in der Lage sein, einen kleinen Satelliten in Erdumlaufbahn zu befördern. Allerdings habe ich nie etwas vom Start dieser Rakete gehört.

Peter

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Beitrag 3771 [Alter Beitrag03. November 2000 um 16:38]

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Die Brantl Raketen waren eigentlich genial einfach. Sie bestanden innen wie außen aus Zeitungspapier. Ich habe das Rezept dann selbst ausprobiert:
Für den Treibstoff rührt man eine möglichst konzentrierte Natriumnitratlösung an, tränkt damit ordinäres Zeitungspapier, läßt mal abtropfen und trocknet das mit dem Bügeleisen.
Das trockene Zeug wird gerollt und in ein Rohr gesteckt, das ebenfalls aus Zeitungspapier besteht, nur eben mit Wasserglas getränkt ist.
Das Problem: es gelang mir nie, mit diesem Rezept einen brauchbaren Abbrand zu erzeugen.
Kann an mir liegen, oder auch am Rezept. Jedenfalls gab es durchaus Gerüchte, daß mit dem Brantl Rezept etwas nicht stimmen würde.
Ich probierte es dann einfach mit Natriumchloratlösung, wobei mir die Zeitung gelegentlich unter dem Bügeleisen wegbrannte
(an dieser Stelle verfolgte mich meine Mutter konsequenter als der Gesetzgeber).
Dieses Zeug war wiederum so reaktiv, daß aus Raketen fast immer Knallkörper wurden.
Also: der Nachbau lohnt nicht, ist auch heute wohl illegal.
Gelohnt hat es sich allerdings für die beiden Vettern Brantl. Neben einer Studienbeihilfe von 20.000 Mark (dürfte nach heutigem Geld gut 50.000 Mark sein) gab es noch ein Stipendium und etliche Reisen, beispielsweise nach Cape Kennedy oder zum IAF Kongress in Baku.
Weiss zufällig jemand näheres über diese Brantl Raketen?
Stefan Wimmer

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Stefan Wimmer

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Beitrag 3772 [Alter Beitrag03. November 2000 um 18:27]

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Ich hatte damals (über 20 Jahre her!) auch eher mitbekommen, daß die Chlorat und nicht Nitrat eingesetzt hätten. Die Düse war übrigens aus Hartholz gedrechselt.
Angesichts des möglichen ISPs (eher so im Schwarzpulver-Berein, also um die/unter 100s) wage ich zu bezweifeln, daß es jemals für einen Satelliten (egal welcher Größe) gereicht hätte. Auch die Amis mußten für einen Satellitenstart rein mit Feststoffboostern einigen Aufwand treiben ( -> Scout Rakete, 4 Stufen).

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Peter

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Beitrag 3773 [Alter Beitrag03. November 2000 um 18:55]

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Ja, vor 20 Jahren feierten die Zweifel am Originalrezept aus dem Jahre 1969 auch schon ihr Zehnjähriges! Ich halte es für möglich, daß man ganz am Anfang bewußt ein falsches Rezept veröffentlicht hat. Vielleicht wollte man das wirkliche Verfahren erst mal patentieren. Dazu paßt auch die Holzdüse. Jeder vernünftige Treibstoff macht die im Millisekundenbereich nieder (hab ich mir sagen lassen..)
Außerdem glaube ich auch nicht ganz, daß die oben abgebildete Rakete 20 Meter hoch ist, aber bitte: ich kanns nicht mehr nachmessen.
Es gibt über die Brantls mindestens einen Fernsehfilm- hat den irgendwer auf Kassette? Oder sonstwas im Archiv?
Neil

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Neil

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Beitrag 3774 [Alter Beitrag07. November 2000 um 08:10]

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Hi,
soso "Jugend forscht" nennt man das . Ob ich mit 24 schon zu alt dafür bin?
Haben die den Brummer den auch gestartet?
Bis dann.

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Tom Engelhardt

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Tom Engelhardt

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Beitrag 3775 [Alter Beitrag07. November 2000 um 09:06]

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Boah, ist das die berühmte "Black Brantl" ?

Sorry, konnte nicht widerstehen.
Mit dem Motor aus Zeitungspapier und Nitrat dürfte man so ein Teil wohl kaum haben können...und mit Chlorat wahrscheinlich genauso wenig (selbe Anzahl Suerstoff drin, nur leichter gebunden).
Allerdings ist eine Holzdüse nicht so abwegig, wie man denkt.
Die RRS hat für ihre Flüssigkeitsmotoren eine Düse mit einem Inlay aus Graphit direkt am Hals und aus harzimprägniertem Eichenholz kurz dahinter. Das hält nach deren Aussage eine Brenndauer von bis zu 15 sec. ohne nennenswerten Verschleiß aus - ist allerdings auch nicht an der Stelle mit der höchsten Gasgeschwindigkeit. Naja, was soll's.
Ein lustiges Zeitzeugnis ist es allemal.
Gruß,
Tom aus Gö
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Oliver Arend

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Oliver Arend

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Beitrag 3776 [Alter Beitrag07. November 2000 um 18:23]

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Ich halte die Sache für eher unrealistisch. Es kann ja sein, dass das Ding 1,3 Tonnen wiegt, wenn es voll mit Zeitungspapier ist. Auch kann es sein, dass man damit einen Satelliten in den Orbit kriegt, rein vom Impuls her gesehen (spez. Impuls 100 s => 100 * 1300 kg s => 1275300 Ns).
Aber bei Zeitungspapier werde ich skeptisch.
Viel mehr interessiert mich, ob jemand einen flüssigen Oxidator kennt, außer H2O2? Eine Säure vielleicht, aber die ließe sich schlecht in einer Rakete transportieren, höchstens in einem Teflon-beschichteten Metalltank oder einem aus Glas.
Ich habe auch versucht, auszurechnen, wie groß das Ding wirklich ist - Durchmesser am Boden 40 cm per Abschätzung gibt 11,3 cm an der Spitze; (flache!) Übergänge haben mir hier geholfen. Leider endet das in ganz gruseliger Trigonometrie, an die ich mich noch nicht gewagt habe.
Und, Jugend forscht ist leider nur bis 22 (sonst ist man zu alt), und man darf erst 1 Semester studiert haben (sonst ist man zu schlau). Ich werde jetzt nochmal mitmachen (zum 4. Mal), mit dem Shuttle, aber danach ist auch Schicht, zumal ich keine Lust habe ohne die Unterstützung meiner Schule zu forschen.
Oliver
Stefan Wimmer

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Stefan Wimmer

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Beitrag 3777 [Alter Beitrag07. November 2000 um 23:53]

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Zitat:
Original erstellt von Oliver Arend:
Viel mehr interessiert mich, ob jemand einen flüssigen Oxidator kennt, außer H2O2? Eine Säure vielleicht, aber die ließe sich schlecht in einer Rakete transportieren, höchstens in einem Teflon-beschichteten Metalltank oder einem aus Glas.



Ganz abwegig ist das nicht: HNO3 (Salpetersäure) ist schon oft als Oxydator in Raketenantreiben eingesetzt worden und das mit dem Tank ist auch nicht so technologisch aufwendig, da Aluminium von der stark oxydierenden Säure nicht angegriffen wird (Oxyd-Passivierung).
Die OTRAG probierte es z.B. mit HNO3/Diesel.

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Beitrag 3778 [Alter Beitrag08. November 2000 um 08:00]

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Hi,
wenn man so eine Bauart für einen Buster verwenden würde, dann kann man ja getrost die Widerverwendbarkeit vernachlässigen. Alles aus Papier eine Holzdüse. Das scheint alles kompostierbar zu sein .
Wie wäre es den wenn man das Papier in einer leicht wässrigen Salpterlösung tränkt. Durch den geringen Wassergehalt, löst sich sehr viel Salpeter bei ca. <100°C. Zersetzern tut sich das erst bei über 100°C. Sinkt die Temperatur unter einem bestimmten Niveau, dann kristallisiert sich das Salpter schlagartig aus. VOrher sollte man das Papier dann noch aufgerollt haben. Den Treibsatz würde ich dann von innen nach außen abbrennen lassen. Da das Papier schichtweise vorliegt, können Risse eigentlich nicht zu einer Explosion führen.
Ich würde auch von Zeitungspapier weg gehen, da es schlecht saugfähig ist. Eher das Papier auf Rolle zum Händeabtrocknen.
Da ich aber sowas nicht bauen darf, mache ich mir auch nur theoretische Gedanken darüber .
Bis dann.

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Tom Engelhardt

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Tom Engelhardt

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Beitrag 3779 [Alter Beitrag08. November 2000 um 08:05]

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Zitat:
Original erstellt von Oliver Arend:
Viel mehr interessiert mich, ob jemand einen flüssigen Oxidator kennt, außer H2O2? Eine Säure vielleicht, aber die ließe sich schlecht in einer Rakete transportieren, höchstens in einem Teflon-beschichteten Metalltank oder einem aus Glas.


Hi Oli,
im Moment (aber auch in der Vergangenheit) haben einige Amateur-Raketler aus den USA es mit rauchender Salpetersäure versucht und gute Resultate bekommen. So hat die RRS ein Modell mit HNO3 und Furfurylalkohol mehrmals erfolgreich getestet und geflogen, und die PRS hat eines ihrer Systeme ebenfalls auf dieser Kombination aufgebaut.
Auch frühere Land-Land Raketen benutzten diese Technik, z.B. die Corporal (USA; Anilin und HNO3), die SS4, SS5, SS7, und SS9 (UdSSR, Kerosin und HNO3).
Vorteile: man kann Treibstoff/Oxidator in den Tank füllen und das Ding unbegrenzt lange stehen lassen (was ja praktisch für Atomraketen sein soll ), außerdem braucht man sich keine Gedanken über Zündung zu machen, weil's hypergole Komponenten sind.
Das ist aber auch DER entscheidende Nachteil: sollte es bei Wartungsarbeiten oder aufgrund eines Unfalls mal ein Leck in beiden Tanks geben...Wumm. Ist ein paarmal passiert, deshalb ist man heute auf Feststoffbooster umgestiegen. Auch lange haltbar, mit weniger Risiken, und 'nem guten Impuls.
Gruß,
Tom aus Gö
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