Hallo,

in einem anderen Thread wurde gerade ein mysteriöses Bauteil erwähnt, welches zum Verschalten mehrerer Bergungselektroniken benutzt wird.

Da dies vielleicht auf allgemeneres Interesse stößt, hier mal ein paar Zeilen dazu:

Wenn man mehrere Bergungs- (oder Datensammlungs-)Elektroniken kombinieren möchte (z.B. Timer triggert Datenerfassung oder schaltet Magnetfeldsensor nach Verlassen der (metallischen) Rampe scharf etc. ...), hat man oft das Problem, daß man nicht weiß, ob ein Ausgang so ohne weiteres an einen Eingang der anderen Elektronik anschließbar ist, oder ob es dann irgendwo anfängt zu rauchen (und der Rauch muß schließlich in den Bauteilen drin bleiben, sonst funktionieren die nicht mehr ).

Man könnte nun auf die (erst mal gar nicht so abwegige) Idee kommen, hier ein Relais zwischenzuschalten. Macht man das so und klopft dann mal mit dem Fingerknöchel auf seine Schaltung, wird man sich über die Stoßempfindlichkeit mancher Relais wundern. So geht es also nicht!

Als Ausweg bietet sich hier ein Optokoppler an. Das ist ein Arrangement von einer LED und einem Fototransistor in einem gemeinsamen lichtdichten Gehäuse. Wenn die LED zum Leuchten gebracht wird, schaltet der Transistor durch. Das funktioniert völlig ohne galvanische (=leitende) Verbindung von Eingangs- und Ausgangsstromkreis. Soweit, so gut... - wenn, ja WENN man die Polarität des anzusteuernden Schaltkreises kennt. Stimmt dies nicht, so passiert im günstigsten Fall nichts (egal, ob Strom durch die LED fließt, oder nicht) - im schlimmeren Fall raucht es wieder irgendwo wo es nicht soll.

Hier kommt nun der im andern Thread schon erwähnte TLP598 ins Spiel:
Dies ist nämlich ein Optokoppler mit MOSFET-Ausgang wo 2 MOSFETS so verschaltet sind, daß die Polarität des Laststromkreises keine Rolle mehr spielt. Sozusagen ein optisches Relais ohne jedes bewegte Teil.

Das erste Bild unten zeigt die Innenschaltung des Bausteins.

Die LED findet man zwischen den Pins 1 und 2 und den Laststromkreis schaltet man über die Pins 4 und 6. Wie geschrieben: am Ausgang ist die Polarität egal.

Nicht so am Eingang: Die LED leuchtet nur, wenn Strom in Richtung des Pfeiles fließt, Plus also an Pin 1 anliegt. Ausserdem sin LEDs sehr nachtragend gegenüber zu hohen Strömen. Man muß diesen also begrenzen indem man einen Widerstand vorschaltet (siehe das zweite Bild). Dieser errechnet sich aus der Betriebsspannung der ansteuernden Elektronik minus 1,5V und dieser Betrag dann geteilt durch 0,01A. Zu dem was da herauskommt wählt man dann den nächst kleineren Standardwert. Ob man den Widerstand zwischen Plus und Pin1 oder Minus und Pin2 schaltet ist egal. Auf eins muß man aber noch aufpassen: die LED verträgt eine maximale Sperrspannung von nur 5V. Hat man also Befürchtungen, daß die ansteuernde Schaltung hier mehr anlegt, sollte man eine kleine Diode (z.B. 1N4148) antiparallel zur LED an die Pins 1 und 2 löten (d.h. der Anschluß der Diode mit dem Balken an Pin 1, den anderen an Pin 2).

Hier noch ein paar Eckdaten des TLP598:
Die LED sollte mit einem Strom zwischen 10 und 20mA betrieben werden.
Am Ausgang darf ein Strom von 300mA nicht überschritten werden (sollte für die Triggerung einer Elektronik und sogar für etliche andere Lasten locker reichen) und eine Sperrspannung von maximal 48V (kurzzeitig bis 60V) anliegen (kommt innerhalb unserer Raketen wohl ziemlich selten vor).

Folgende Datei wurde angehängt:

Danke! Aber hättest Du diesen Beitrag ein paar Tage vorher geschrieben, dann hätte ich mir das erstaunte Gesicht beim klopfen auf das Relais sparen können ...


lacht Dirk

Voll gut!

Oliver

Geil, auf dieses Bauteil warte ich schon lange! :bounce Ich _hasse_ Relays...

Wann kommen die 220V belastbaren raus?*such* :look:

Hi,
z.B. bei Reichelt : Solid-State-Relais

S202 S01
von Sharp im SIP-Gehäuse, 600V.
U: 4000V
Ir: 8,0 Arms
IFT: 8mA

Viele Gruesse, Frank

Zitat:

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Original geschrieben von franksa
z.B. bei Reichelt : Solid-State-Relais S202 S01 von Sharp...

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...aber Achtung!
Wenn man sich bei Sharp das Datenblatt ansieht, stellt man fest, daß in dem SSR kein MOSFET, sondern eine Diac/Triac-Kombination drinsteckt. Diese ist NUR für Wechselspannung geeignet (Bei Gleichspannung schaltet sie ein und nie wieder aus - bis man den Strom unterbricht).

Hi,
Nur fuer Wechselspannung, ja natuerlich. Hoffe doch, dass Thomas dies auch so in seiner Frage nach 220V so gemeint hat.

Aber die Anmerkung von Stefan ist totwichtig, nicht das einer auf die Idea kommt und damit Gleichspsannung schalten will.

Viele Gruesse, Frank

Übrigens:

Wegen der nicht überall so einfach gegebenen Erhältlichkeit des TLP598A habe ich mir mal ein paar auf Lager gelegt. Wer also Probleme hat, welche zu bekommen: bitte PM

Also der TLP598 scheint nicht zur Verfügung zu stehen. Ersatzweise könnte man auch den TLP597A verwenden. Datenblatt: http://pdf.toshiba.com/taec/components/Datasheet/TLP597A.pdf

Gruß,
Harald

Zitat:

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Original geschrieben von Harald Hügel
Also der TLP598 scheint nicht zur Verfügung zu stehen.

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...doch, Toshiba-Distributoren haben die ab Lager, aber die verkaufen a) ungern kleine Stückzahlen und b) nicht an jeden.
Das ist ja auch der Grund, weshalb ich jetzt welche hier habe und für Bastler einzeln anbiete.