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Andreas Jörg

Raketenbauer

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Beitrag 85911 , Fallschirm mit Slider gegen zu großen Öffnungsschock [Alter Beitrag03. Oktober 2005 um 20:47]

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Hallo,
immer wieder sehe und lese ich von gerissenen Schockbändern und zerrissenen Fallschirmen, da der Öffnungsschock zu groß ist. Bei Fallschirmen, die Menschen sicher zur Erde bringen kommt ein sog. Slider zum Einsatz, der den Schock mindert. Ohne diesen würde es dem Fallschirmspringer das Genick brechen. Wenn eine Rakete auf ausreichende Höhe kommt, wäre der Einsatz eines Sliders im Bergungssystem einer Modellrakete prinzipiell denkbar.
Ein Slider ist ein viereckiges Stück Stoff, mit jeweils einem Loch an jeder Ecke, durch das die Leinen der Fallschirmkappe verlaufen Wenn der Fallschirm ausgestoßen wird ist der Slider an Der Fallschirmkappe. Die Luftkraft öffnet nun den Fallschirm. Dabei gleitet der Slider nach unten, bis sich der Fallschirm normal öffnen kann. Dieser Vorgang nimmt Energie auf, womit der Schock gemindert wird. Natürlich ist diese Technik nur bei schwereren Modellen einsetzbar, da sonst die Luftkraft nicht ausreicht. Es ist auch empfehlendswert den Slider zu durchlöchern, da dann die Anströmun des Fallschirmes verbessert und der Luftwiederstand des Sliders vermindert wird.
Was haltet ihr von dieser Idee?

Geändert von Andreas Jörg am 26. April 2006 um 20:30


Es ist so wie es ist, denn wenn es nicht so wäre, könnten wir nicht Fragen, warum es so ist, wie es ist.
Felix N

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Beitrag 85912 [Alter Beitrag03. Oktober 2005 um 21:06]

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Scheint gut zu sein, bei Giant Leap gibts sowas schon seit geraumer Zeit käuflich zu erwerben.

Hier gehts lang

Gruß
Felix

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J.Boegel

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J.Boegel

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Beitrag 85948 [Alter Beitrag04. Oktober 2005 um 11:19]

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Moin zusammen,

ich würde den Slider aber nicht luftundurchlässigem Tuch machen sondern aus Gaze.
Das kann z.B. Fliegengitter sein das man sonst vor die Fenster spannt, aber das Nylonzeugs halt.

Dann ist auf jedenfall gewährleistet das der sich nicht vor den noch gepackten Schirmsetzt und vom Fahrtwind drumgelegt wird. Dann geht auch der beste Schirm nicht mehr auf.
Wenn der aus Gaze ist kan immer noch Luft durchströmen.

Btw.: bei Bundeswehr Schirmen(Rundkappen) habe ich noch keine Slider gesehen.

Davon abgesehen muß ein Schirm dann aber auch anständig gepackt werden, husch-husch und Slider mit rein kann dann böse ins Auge gehen.

Überhaupt sollte man mal mehr Augenmerk auf seine Schirmpackerei legen, ich habe schon eine Rocs gesehen die eingebomt sind weil der Schirm nicht öffnete, raus kam er aber das wars dann auch schon.

Gruß Jens

Gewisse Dinge greift man mit Worten so vergeblich an wie Geister mit Waffen.
Andreas Jörg

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Beitrag 85957 [Alter Beitrag04. Oktober 2005 um 13:39]

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Hallo,
Zitat:
Btw.: bei Bundeswehr Schirmen(Rundkappen) habe ich noch keine Slider gesehen.


das liegt vermutlich daran, dass die Rundkappen bei der Bundeswehr mit Zwansauslösung funktionieren, d.h. die Fallschirmspringer nicht weit fallen, und somit nicht schnell werden. Deshalb öffnet die Rundkappe bei der Bundeswehr auch ohne Slider sehr sanft(lt. Aussage von Fallschirmjägern). Im Modellraketenbau heist dies, dass es möglich wäre den Schirm auch ohne Slider sanft zu öffnen, wenn man über eine Art Variometer den Falschirmausstoß steuert. Sobald die Rakete vom steig in den Sinkflug übergeht wird der Schirm ausgestoßen.

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MikeHB

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MikeHB

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Beitrag 85959 [Alter Beitrag04. Oktober 2005 um 14:26]

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Zitat:
Original geschrieben von Andreas Jörg

... Im Modellraketenbau heist dies, dass es möglich wäre den Schirm auch ohne Slider sanft zu öffnen, wenn man über eine Art Variometer den Falschirmausstoß steuert. Sobald die Rakete vom steig in den Sinkflug übergeht wird der Schirm ausgestoßen.



Da fällt mir doch spontan der SALT ein... smile

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Beitrag 85962 [Alter Beitrag04. Oktober 2005 um 14:51]

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Zitat:
Original geschrieben von MikeHB

Zitat:
Original geschrieben von Andreas Jörg

... Im Modellraketenbau heist dies, dass es möglich wäre den Schirm auch ohne Slider sanft zu öffnen, wenn man über eine Art Variometer den Falschirmausstoß steuert. Sobald die Rakete vom steig in den Sinkflug übergeht wird der Schirm ausgestoßen.



Da fällt mir doch spontan der SALT ein... smile





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aber schlecht ist diese Idee im Grundsatz ja nicht: Den Schirm so zu konfigurieren um den Schock abzufangen...Schockband? Gummi? big grin

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Andreas Mueller

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Beitrag 85964 [Alter Beitrag04. Oktober 2005 um 15:03]

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Die Skydiver verwenden übrigens nicht nur einen Slider, sondern auch einen Pilot-Schirm und einen Deployment Bag. Sollte man sich auch bei Raketen immer wieder überlegen. Ein Deployment Bag stellt sicher, dass der Schirm mit gestreckten Leinen kontrolliert aufgeht, eine Voraussetzung übrigens, dass ein Slider sauber funktioniert. Ausserdem reduziert der Deployment Bag die Reibung beim Ausstoss deutlich (insbesondere auf ein reproduzierbares Mass, d.h. man kann die benötigte Ausstossladung berechnen, oder mindestens zuverlässig experimentell bestimmen), und vermeidet die chaotischen Leinen-Knäuel.

Tatsächlich sieht man bei grossen Raketen sehr häufig Deployment Bags, ich habe aber noch nie einen Slider gesehen. Und trotz allem sollte man natürlich die Geschwindigkeit beim Deployment so gering wie möglich halten. Das geht natürlich nur in Grenzen, denn eine mit Elevation 80Grad abgeschossene Rakete, die 200m/s erreicht (kein Problem mit HPR), hat am Scheitel immer noch eine Geschwindigkeit in der Grössenordnung von 30m/s. Mit Motorausstoss kann man sich um bis zu 3Sekunden verschätzen, d.h. man müsste das Bergungssystem für 50m/s dimensionieren. Bei dieser Geschwindigkeit entwickelt bereits ein 30cm Pilotschirmchen eine Zugkraft von über 200N, auch Pilotschirm und Deploymentbag müssen also einiges aushalten.

Wenn Fallschirme nicht raus kommen, dann hat das zwar manchmal auch mit schlechter Packung zu tun. Das Grundproblem ist aber meistens, dass ein Schirm nie von alleine rauskommt. Er wird entweder rausgeschoben (zum Beispiel von einem Piston), oder rausgezogen. Zu letzterem braucht es eine Masse, die genügend schnell ist, damit sie die Reibungsarbeit leisten kann, oder einen Pilotschirm (und wie kommt der raus?). Die Ausstossladung treibt nämlich nur die beiden Raketenteile auseinander, und niemals den Fallschirm direkt. Das Gas schiesst ganz einfach an dem Schirm vorbei. Die Schockleine muss die auseinanderfliegenden Teile dann wieder abbremsen, d.h. sie und ihre Verankerung müssen innert weniger Millimeter die ganze Energie wieder absorbieren.

Wenn man zum Beispiel ein 10cm Rohr mit 1bar (üblicher Ansatz) und einer 10cm langen Couplerschulter trennt, dann wir eine mechanische Arbeit von ca 0.1m * 75N geleistet, die dann in weniger als einem Zentimeter wieder abgebaut wird, d.h. auf diesem Bremsweg wirken mindestens 750N. Wer der Verankerung seiner Schockleine also nicht zutraut, dass er sich selbst dran hängen kann, sollte ein Redesign ins Auge fassen. Zum Beispiel indem er sicherstellt, dass der grösste Teil der Energie bereits durch den Luftwiderstand absorbiert worden ist. Das funktioniert aber nur bei leichten Raketen, denn je schwerer die Raketenteile sind, desto geringer ist deren Relativgeschwindigkeit, d.h. der Luftwiderstand ist zu gering.

Gummi-Schockleine zur Dämpfung des Schocks? Offensichtlich muss diese für eine Rakete dieses Kalibers mindestens so stark sein wie ein Bungie. Z.B. kevlarumsponnene Bungies wie bei Giant Leap. Einfaches Gummiseil aus dem Baumarkt dürfte wohl eher zu knapp dimensioniert sein.
Andreas Mueller

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Beitrag 85965 [Alter Beitrag04. Oktober 2005 um 15:07]

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Zitat:
Original geschrieben von Andreas Jörg

Die Luftkraft öffnet nun den Fallschirm. Dabei gleitet der Slider nach unten, bis sich der Fallschirm normal öffnen kann. Dieser Vorgang nimmt Energie auf, womit der Schock gemindert wird.


Da die Reibung zwischen Leinen und Slider minimal ist, wird auch keine Arbeit geleistet, und somit keine Energie aufgenommen. Vielmehr wird durch den Slider der wirksame Querschnitt des Fallschirms langsam vergrössert, so dass der Luftwiderstand, der ja proprtional zum Querschnitt ist, langsam und nicht schlagartig zunimmt.

Beim Recovery der Space Shuttle Booster verwendet man übrigens etwas änliches, die Fallschirme werden dort gereeft, bis die Geschwindigkeit klein genug ist, dass man sie ganz öffnen kann, ohne sie aus der Verankerung zu reisen.

Geändert von Andreas Mueller am 04. Oktober 2005 um 15:10

McGuyver

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Beitrag 85968 , Slider bei Rundkappen [Alter Beitrag04. Oktober 2005 um 15:36]

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und somit nicht schnell werden. Deshalb öffnet die Rundkappe bei der Bundeswehr auch ohne Slider sehr sanft(lt. Aussage von Fallschirmjägern).

bei Rundkappen (Skydiving, Militärschirme) macht ein Slider keinen Sinn, da diese so gepackt sind, dass sie eh langsam aufgehen.
Langsam.
Also etwa innerhalb einer Sekunde vom Päckchen bis zum voll geöffneten Schirm.
Dabei ist die Geschwindigkeit, von der aus abgebremst wird kaum relevant für die Öffnungsgeschwindigkeit.
Relevant ist auch nicht die Fallgeschwindigkeit - die ist zu diesem Zeitpunkt minimal, sondern die Geschwindigkeit des Flugzeugs zum Zeitpunkt des Ausstiegs.
Beim Ausstieg aus einer C130 sind das ca. 100-150kn, bei einer C141 auch schon mal über 200kn.
Bei meinen 80kg und einem MC1-1b (siehe Bild links) kommt das etwa so, als ob Godzilla mal eben an den Hosenträgern zerrt.

Bei Aerofoils (Matratzen) gibt es 2 (hier relevante) Möglichkeiten des Packens - standard mit Slider, oder "Ram-Air", wobei der Schirm sehr schnell öffnet.

Bei den überlicherweise verwendeten Rundkappen hier würde ich auf einen Slider verzichten, und eher die Spitze des Schirms (wenn er im Zustand des geschlossenen Regenschirms ist) etwa ¼ der Länge - also des Radius - mit einem bindfaden umwickeln. keine knoten oder so - einfach drumwickeln - dann die Spitze aufwickeln oder Leporello-falten - also "zickzack". Wenn der Schirm sich öffnet, muß sich erstmal der bindfaden abwickeln oder wegschieben, so erreicht die Kappe den vollen Durchmesser erst später.

Kann auch sein, dass der Bindfaden sofort wegfliegt - ausprobieren.

Slider geht nur, wenn der slider wesentlich kleiner ist als der schirm - bei normalen AF hat der SChirm 200-250ft², und der Slider vieleicht einen halben m²
Aber eine Sperrholzscheibe mit löchern um den Rand für die Leinen, wie ein Slider nach oben geschoben beim Packen ist vieleicht einen versuch wert!

Greetz,
Thomas


"Ich denke gerne an die Chance einer Möglichkeit"

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Heiko

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Beitrag 85973 [Alter Beitrag04. Oktober 2005 um 16:19]

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Hallo,

Zitat:
Beim Ausstieg aus einer C130 sind das ca. 100-150kn, bei einer C141 auch schon mal über 200kn.



Nurmalso interessenhalber, die C130 kenn ich, ist die Hercules. Aber was für ein Flieger ist die C141?

MFG Heiko

Physiker sind universell einsetzbar, jeder sollte einen haben.
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