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Peter

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Peter

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Beitrag 6960948 , ZnS Densit- Theorie und Praxis [Alter Beitrag08. Februar 2009 um 20:52]

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Zink und Schwefel, das ist ein Klassiker. Dieses Gemisch zündeten schon viele Chemielehrer, um der Kundschaft den Lehrstoff mit einfachsten Mitteln interessanter zu gestalten. Ein Blitz, ein Rauchpilz, und dankbares Grölen selbst von den Hinterbänklern. Logisch, daß die raketenbegeisterten Jugendlichen schon früh ein Auge auf Zink und Schwefel warfen. Vor allem in den frühen Sechziger Jahren war das ein in der USA häufig eingesetzter Treibstoff, der vor allem durch enorme Beschleunigung und eine große Rauchfahne begeistern konnte. Zudem waren beide Grundstoffe preiswert und einfach zu beschaffen.

Zu den Leistungsdaten von ZnS gibts nicht so ganz viele Quellen.
Eine davon steht hier im RMB Wissensspeicher:
Densite Rocket Propellant.

Ich habe dieses Dokument einfach mal übersetzt: Anhang: densit_1965_übersetzt 2009_solaris fachtexte.pdf

Was dieses Dokument in meinen Augen so interessant macht, sind gleich mehrere Punkte:

- Natürlich erfährt man darin mehr über Zink/Schwefel Treibstoffe
- Man könnte es als Einstieg in einen Kurs "Wie berechne ich Raketentreibstoffe" nehmen
- Es ist wie eine Zeitreise: Schubmessung 1965 verglichen mit 2009- was geht es uns gut!
- Interessant auch die Unbekümmertheit, mit der man damals mit solchen Dingen umging

Wir machen das hier wie mit einem Bau-Thread, die Diskussion gibts extra, nämlich hier hier in diesem Thread ...

Edit nach Split:
Diskussionen zur Sicherheit und Rechtslage bitte in folgenden Thread: Siehe auch: ZnS Densit- Sicherheit und Rechtsfragen

Geändert von FabianH am 24. Februar 2009 um 12:49

Peter

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Beitrag 6961902 [Alter Beitrag08. Februar 2009 um 21:15]

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Noch ein paar Anmerkungen. Im amerikanischen Original werden wir natürlich mit Einheiten wie lb, ft, psi und dergleichen konfrontiert. Für die meisten von uns sind das eher verwirrende Größen. Also wollte ich im ersten Anlauf einfach alles umrechnen, doch davon bin ich wieder abgekommen. Erstens wollte ich die Formeln so übernehmen, wie sie im Original vorliegen. Dazu muß ich dann aber auch die Zahlenwerte im Originalzustand belassen. Zweitens finde ich, daß die Interessierten unter uns den Diskussionsbereich nutzen können, um die Formeln komplett auf international gebräuchliche Einheiten umzustellen.

Also habe ich folgendes getan: Dort, wo es um Berechnungen geht, habe ich die Formeln, Zahlen und Einheiten gelassen wie sie sind. Rechenergebnisse habe ich dann noch umgerechnet auf die bei uns gebräuchlichen Einheiten, zum Beispiel die Ausströmgeschwindigkeit von ft/s auf m/s. Ferner habe ich einfache, technische Daten wie Gewicht und Abmessungen eines Motors gleich auf das metrische System umgerechnet, da bringt es nicht viel auch noch die lb und die inches mitzuschleppen.

Auch sonst halte ich mich beim Übersetzen nicht sklavisch an den Originaltext. Beispiel: Rund um die beschriebene Schubmessung könnte man sich vom Begriff "pressure = Druck" ganz schön irritieren lassen. Denn der Kraftsensor ist ein Druckkolben, und man meint unwillkürlich, die hätten den Brennkammerdruck gemessen. Nein, haben sie nicht. Und so unterscheide ich in diesem Bereich zwischen "Kolbendruck" und "Brennkammerdruck".

Natürlich kann mir bei aller Vorsicht trotzdem mal ein Fehler unterlaufen sein, ich bin aber zuversichtlich daß ihr es merken würdet.

Übrigens: Wer findet die bereits im Original falsche Formel?

Geändert von Peter am 08. Februar 2009 um 21:19

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Beitrag 6961906 [Alter Beitrag08. Februar 2009 um 21:37]

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Da ich schon viel mit Schubmessungen befaßt war, hat mich diese Aspekt natürlich besonders interessiert. Was hatten die Studenten anno 1965 an der Universität von New Mexico an Gerätschaften zur Verfügung? Antwort: Bitter wenig. Den Jungs selbst kam das damals bestimmt hoch wissenschaftlich vor, aber heute sind wir selbst als Hobbyanwender tausendmal besser ausgestattet. Alles was die hatten war ein Druckmanometer, irgendwie daran befestigte Schreibstifte, und eine Trommelvorrichtung, die aufgespanntes Papier mit gleichbleibender Geschwindigkeit unter den Stiften wegzog.

Und heute? Computergestützte, hochpräzise Messungen mit zehntausenden von Messpunkten pro Sekunde, und die Leistungsdaten werden von der Software mal eben ausgerechnet und gleich mitgeliefert. Daran wird deutlich, daß eben doch schon 44 Jahre vergangen sind. Die Welt hat sich in manchen Bereichen dramatisch verändert. Heute schleppt jeder ein Notebook mit, das mehr kann als seinerzeit ein IBM Großrechner. Auch elektronisch sind mehrere Generationen von Bausteinen ins Land gezogen. Die "normalen" ICs konnten wir noch selber löten, SMD nur noch die wirklich Geübten. Aber auch das ist noch fast klobig gegenüber den modernen Bestückungs- und Löttechniken.

Winfried arbeitet gerade an der nächsten Generation Prüfstände, und da hat der Lötkolben ausgedient. Zumindest im Kernbereich kommt da eine Reflowanlage zum Einsatz. Da ist 1965 weit weg. Das zeigt auch schon ein Blick auf die Originalgrafik von 1965, die sich erheblich von unseren heutigen Schubzeitdiagrammen unterscheidet:


Geändert von Peter am 08. Februar 2009 um 21:38

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Beitrag 6961908 [Alter Beitrag08. Februar 2009 um 21:54]

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Wer nun aber meint, daß wir uns in einer Art "temporalem Technikchauvinismus" gönnerhaft über die damalige Zeit erheben könnten, der sollte auch die Unbekümmertheit bedenken, mit der damals junge Leute Raketen bauen konnten- und dazu gehört laut Glaubensbekenntnis Peter ganz besonders auch die eigene Treibstoff- und Motorenfertigung. Wer das tat, war hoch angesehen- heute fragt man nur noch, wie hoch die Strafe wohl ausfällt.

Wir haben nicht nur Fortschritte gemacht, die Gesellschaft hat sich in manchen Bereichen auch zum Schlechteren hin entwickelt. Außer vielleicht im Mittelalter, wo alle panische Angst vormTeufel hatten, gab es selten eine Zeit, in der die Gesellschaft so von Angst beherrscht war wie heute. Was ein "Angstbeißen" der staatlichen Authoritäten zur Folge hat, das Freiheiten und Freiräume immer mehr abwürgt.
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