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TR260

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TR260

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Beitrag 107218 , Mehrstufige Bergung [Alter Beitrag04. November 2006 um 19:28]

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Hallo allerseits,
hat jemand schon Erfahrungen mit mehrstufiger Bergung von Wasserraketen? Ich plane momentan eine zweistufige Bergung für eine Rakete mit 1kg Leergewicht. Der Fallschirmausstoß soll möglichst spät, bei ca. 20 m Höhe und über 25 m/s Geschwindigkeit erfolgen damit der freie Fall möglichst lange dauert. Erst soll ein Vorfallschirm mit 30 cm Durchmeser ausgeworfen werden, der dann 2 Hauptschirme, je über 1 m Durchmesser, vertikal aus einem Rohr herauszieht. Die dabei auftretenden Beschleunigungen sollen nach meiner Rechnung 5 g (Translation) bzw. 1 g (Rotation) nicht übersteigen. Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass die Rakete in horizontaler Lage landen soll und die Fallschirme ganz oben, direkt unter der Spitze, untergebracht werden. Wäre sowas realistisch?

Gruß
K.T.
Neil

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Neil

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Beitrag 107220 [Alter Beitrag04. November 2006 um 20:22]

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Hi,

dann hast du aber das Problem, das der Schirm sehr schnell kommen muss. Da die Rakete bei 25m/s weniger als eine Sekunde für die letzten 20m braucht. Das gibt ein ordentlichen Ruck.
2 stufige Bergung läst sich unter anderem mit dem SALT machen. Da kannst du ein Ereignis einstellen abhänig von der Höhe.

Gruß

Neil

Die Erde ist eine Scheibe. Egal in welche Richtung sich die Menschheit bewegt, sie geht immer auf einen Abgrund zu.


Kabelmann

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Beitrag 107246 [Alter Beitrag05. November 2006 um 12:44]

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Hi Du

Da meine 8-Liter fast 1200g trocken auf die Waage bringt, benutze ich hier ein (zweckmäßigerweise) zweistufiges Recovery aus Vorschirm und Hauptschirm mit Chutebag.

Der Rundschirm ist mit 120cm schon zu groß ist, um ihn einfach "rauszuschmeissen" und zu hoffen das er aufgeht. So wird er von einem Vorschirm, der auch die Spitze öffnet, ausgeschleppt bis die Leinen stramm sind und dann vom Packsack befreit.

Hat bislang einwandfrei funktioniert, Flugbild ist bilderbuchmäßig, allerdings ist aufgrund eines Packfehlers einmal der Hauptschirm im Chutebag stecken geblieben und der Apparat ist unbeschadet aber unsanft am Hilfsschirm gelandet. (Die Leinen des Haupschirm hatte ich locker um den Packsack gelegt, die haben diesen dann zugeschnürt...)

Allerdings passiert das ganze ungefähr am Gipfelpunkt (Vorschirm per TomyTimer) bei entsprechend wenig Geschwindigkeit.
Ein Auswurf solch eines Schirmes bei 25m/s würde Dir, meiner Meinung nach Deine Rakete standrechtlich zerlegen, wenn denn Leinen, Schirm, Befestigung etc. überhaupt halten und den immensen Ruck an die Konstruktion weitergeben. Immerhin treten dort Zugkräfte auf, die ein zigfaches des Eigengewichts der Rakete betragen....

Bei so großen Schirmen ist das A+O ein kontrollierter Austoss bei einer definierten, herabgesetzten Fallgeschwindigkeit unter Vorschirm (Drogue). Alles andere ist materialmordend bzw. nicht machbar.

Wissenswertes zu auftretenden Kräften (Öffnungsruck), Grundlagen und Prinzipien findest Du hier: http://www.argoshpr.ch/KnowHow/Recovery_d.htm

Die Öffnungruck-Problematik verstärken würde Dein Vorhaben den "Flugkörper" waagerecht landen zu lassen.
Bei Aufhängung der Schirme jeweils vorne und hinten würden mittig enorme Kräfte auftreten, die das Bestreben haben, das Hüllrohr, bzw. den Druckkörper mittig einknicken zu lassen. Diese Kräfte steigen mit zunehmender Länge des Körpers, und ich denke es ist keine Kleine die Du da landen lassen willst...

Soweit ich irgendwelche Dokumentationen zu HighPower Raketen gelesen habe, ist es so, das wenn sehr große Raketen zusätzlich in geringer Höhe noch einen Landeschirm auswerfen, wird auch dieser ebenfalls kontrolliert ausgeschleppt und geöffnet.
Soweit ich erinnere, geschieht das durch den bereits geöffneten Schirm(e), diese werden auch erst dann abgeworfen wenn sichergestellt ist, das der Landeschirm tatsächlich offen ist.
Selbst eventuell vorhandene Notschirme kommen nicht alleine sondern ebenfalls per Hilfsschirm.

Anbei ein Foto von meinem Recovery an der 8-Liter:



Siehe auch: http://www.jankersten.de/thema3b.htm (etwas weiter unten)


Ich denke machbar ist es sicherlich, einen Schirm in letzter Sekunde kommen zu lassen, aber 25m über Grund ist etwas heftig, wie Neil schon sagt, entsprechend stabil muß das ganze dann sein und absolut präzise getimet werden. Das bedeutet, das der Schirm kaum mehr so filigran und leicht ist, wie es sonst für eine Wara reicht und Timing kann nur elektronisch stattfinden mit einer festen Höhe als Auslösekriterium. Alles mit entsprechend deutlich höherem Mehrgewicht verbunden.

Auch sind Rettungsmaßnahmen so kurz über Grund rein zeitlich nicht mehr drin. Boooom.


Gruß Jan
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