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Achim

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Achim

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Beitrag 113638 [Alter Beitrag10. Februar 2007 um 17:03]

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Hi Jonas,

ein schönes Bekenntnis eines Sportfliegers. Wirklich.

hier meines - das eines Spassfliegers.

Ich baue max. 1 Rakete im Jahr. Am Anfang steht eine Grundidee. Alles ist von mir selbst. keine Regeln, keine Vorgaben. Nichts. Ich baue möglichst alles selbst. Rohr, Spitze, Flossen, Elektronik. Ich brauche eine Art Damoklesschwert das ständig über mir schwebt. Das ist der mögliche Absturz. Deshalb müssen meine Raketen auch eine gewisse Größe und Gewicht haben. Und eine entsprechnd hohe oder komplexe Motorisierung. Ich brauch den Druck das nichts schiefgehen darf. Wenn es eine 100g Papprakete wäre - was würde es schon ausmachen wenn sie abstürzen würde.
Ich bemühe mich bis ins Detail. Ich will win blitzsaubres Finish. Wenn sie am Ende irgendwann fertig ist will ich das Gefühl der Zufriedenheit spüren dass alles genauso geworden ist wie ich es wollte.

Dann kommt der Tag des Jungfernfluges. Kurz vor dem Start bin ich der einsamste Mensch auf der Welt. Das Herz pocht, das Blut pulsiert in den Schläfen, der Adrenalinspiegel ist auf dem Maximalwert. Jetzt bin ich kaum mehr ansprechbar.
3-2-1-Start. Ich will möglichst nahe an einem Modell stehen. Den Druck spüren, die Hitze fühlen, den Rauch einatmen wenn sie sich von der Rampe hebt. Das ist der Moment der mir in diesem Hobby alles bedeutet. Auch wenn er nur 1 Sekunde dauert. Dann der Flug. Kerzengerade soll er sein. Bis zum Gipfelpunkt. Jetzt kommt der zweite große Adrenalinschub. Klappt die Bergung so wie sie soll?
Dann der erlösende Moment. Dieser göttliche Anblick wenn der Schirm über der Rakete schwebt und mir mein Baby heil wieder zurück bringt. Nach der Landung fühlt man sich wie unmittelbar nach gutem Sex. Alles fällt von einem ab. Entspannung pur. Alle Überlegungen, die ganze Arbeit - alles hat sich bestätigt. Das ist mein Glücksmoment.

Beim Sport müsste ich auf fast alle diese Punkte verzichten. Die Modelle gefallen mir nicht. Sie sind zweckmässig aber nicht schön. Der Start ist für mich kein Erlebnis. Zu klein, zu schwach, zu wenig spektakulär.
Die Sportrakete dient einem bestimmten Zweck. Der Zweck ist das eigentliche Erlebnis beim Sport. Die "Spaßrakete" ist Selbstzweck. Das ist in meinen Augen was völlig anderes. Ich kann es nicht anders beschreiben. Ich würde im Sportlager niemals glücklich werden.

Gruß,
Achim

Der größte Feind des Erfolges ist die Perfektion
Paul

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Paul

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Beitrag 113641 [Alter Beitrag10. Februar 2007 um 17:40]

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Hallo Achim,
Zitat:
........... Ich kann es nicht anders beschreiben. Ich würde im Sportlager niemals glücklich werden.



Und die Gefühle will dir doch keiner weg nehmen oder dich zum irgend was zwingen smile

Paul

Geändert von Paul am 10. Februar 2007 um 17:42

Scorpion_XIII

Poseidon

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Beitrag 113645 [Alter Beitrag10. Februar 2007 um 18:06]

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Zwei tolle Statements !
Jeder hat seine Art ein bischen Pappe, Holz, Elektronik etc. in den Himmel zu schießen.
Der eine strebt nach mehr Höhe und freut sich über jeden neuen Rekord.
Der andere strebt nach dem perfekten Flug einer schönen Rakete und ist über eine sichere Landung glücklich.

Bei beiden ist der Wettbewerb da, ob die Höhe entscheidend ist oder das perfekte Finishing, ob ich gegen andere antrete mich zu messen oder gegen mich selbst. Beides ist in beiden Arten vorhanden.
Der Spaßflieger oder der Sportflieger liegen meiner Meinung nach sehr dicht bei einander.

Im Grunde geht es nur um den Spaß. Und wie man ja in den Postings liest ist der überall zu finden. Manche wissen nicht wo sie sich einordnen sollen, aber muss man das?......


Grüße aus der Wasserecke wink
Scorpion_XIII

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laminator

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laminator

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Beitrag 113649 [Alter Beitrag10. Februar 2007 um 18:29]

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Hallo Achim,

auch schön wie du deine Gefühle beschreibst.
Und es ist gut das jeder selbst entscheiden kann in welchem Metier er glücklich wird.


Zitat:
3-2-1-Start. Ich will möglichst nahe an einem Modell stehen. Den Druck spüren, die Hitze fühlen, den Rauch einatmen wenn sie sich von der Rampe hebt. Das ist der Moment der mir in diesem Hobby alles bedeutet. Auch wenn er nur 1 Sekunde dauert. Dann der Flug. Kerzengerade soll er sein. Bis zum Gipfelpunkt. Jetzt kommt der zweite große Adrenalinschub. Klappt die Bergung so wie sie soll? Dann der erlösende Moment. Dieser göttliche Anblick wenn der Schirm über der Rakete schwebt und mir mein Baby heil wieder zurück bringt. Nach der Landung fühlt man sich wie unmittelbar nach gutem Sex. Alles fällt von einem ab. Entspannung pur. Alle Überlegungen, die ganze Arbeit - alles hat sich bestätigt. Das ist mein Glücksmoment.


Beim Sport müsste ich auf fast alle diese Punkte verzichten.




Wie sich unsere Fliegerei doch ähnelt. Mein Flug soll auch Kerzengerade sein und das Rückkehrsystem genau am Gipfelpunkt kommen. Vorm Start bin ich auch immer angespannt. Ist die Rampe richtig mit dem Wind gestellt? Hab ich Thermik? Hoffentlich kommt keine starke Windböe,
die mein Modell von der optimalen Flugbahn abbringt?
Nur ein ordentlicher Flug mit guter Ausgangshöhe ist Voraussetzung für lange Flugdauer.
Ist der Strömer richtig draußen? Dreht der Rotor ordentlich? Und wenn die Rakete nach einer guten Zeit landet oder sogar maxi geflogen hatte,
hab ich auch das Gefühl alles richtig gemacht zu haben.

Was denkst du wie das war als ich nen Weltcupwettbewerb gewonnen habe?
Nach dem zweiten Durchgang wusste ich, dass ich im dritten nicht mal mehr ne max Zeit benötigte um erster zu werden.
Ich war bei der Startvorbereitung so aufgeregt und zittrig, das ich nicht mal die Spitze auf mein Modell bekommen habe.
(also nicht sofort wie sonst immer)
Dann war das Modell in der Luft und flog. Mit einem Auge ins Fernglas geschaut und mit dem anderen auf die Stoppuhr geschielt.
Und dann wusste ich dass ich gewonnen habe, das war vielleicht ein Gefühl.
Auch letztes Jahr bei der WM in Baikonur. Hab in der Strömerklasse den fünften Platz belegt von über 50 Startern. Das war auch geil.
Fünftbester S6 Flieger der Welt zu sein.

Soweit erst mal,
Jonas

Geändert von laminator am 10. Februar 2007 um 18:33

FalkE

Wasserratte

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Beitrag 113653 [Alter Beitrag10. Februar 2007 um 18:43]

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Vielleicht sollten wir auch noch ein Thread aufmachen, der "Was ist Spass?" heißt.


gruß
Dennis

Aus Egoismus handeln wir zum Nachteil der anderen und er bringt es mit sich, das unser gegenwärtiges Glück, unser gegenwärtiger Wohlstand auf Kosten der weniger Glücklichen gehen. Das sollten wir uns vor Augen halten.
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