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Duke

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Beitrag 7632463 , Kleine Lackieranleitung [Alter Beitrag21. September 2014 um 20:35]

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Also, los gehts...
Aus gegebenem Anlaß hier eine Version, eine Lackierung zu machen.
Ich habe eine Nitrocellulose Lackierung auf einer 2K-Grundierung gewählt.

Warum?

- Nitro ist sehr schön und einfach zu verarbeiten
- Im Reparaturfall ist der Lack sehr leicht zu handhaben (die unteren Schichten lösen sich immer wieder an)
- Es sind sehr leicht sehr gute Ergebnisse zu erzielen
- Die Trockenzeit ist sehr kurz, das hilft wenn man keine Lackierkammer hat (je weniger Trockenzeit desto weniger Staub auf dem nassen Lack.
- Die 2K-Grundierung vereinfacht die Arbeit mit dem Niro-Decklack
- Bei Bedarf könnte die komplette Lackirung mit Aceton abgewaschen werden, die Grundierung bliebe unlösbar erhalten, es könnte ein anderes Design drauflackiert werden.

Zuerst ein wenig zum Ausgangsmodell:




Die Rakete ist eine fin-through-body Konstruktion. Die Schlitze sind mit dem Messer in das Phenolic-Rohr gemacht, dann mit der Diamantfeile nachgebessert bis die Flossen passen. Auf dem Papp-Motorrohr wurden die Flossen mit Uhu Plus Endfest angeklebt, gleichzeitig etwas Endfest INNEN an die Flossen-Körperrohr Verbindung. Sinn ist, die Flossen zu positionieren und die Schlitze zu zu bringen.

Eine Flosse nach der anderen, jeweils bis der Kleber fest ist. Dann hat man ein mechanisch stabiles Gebilde.
Jetzt mit R&G 15 Minuten Epoxy + Microballoons eine Klebe-Spachtelmasse herstellen und innen an allen Stellen kleine Fillets machen. Das sind 16 Positionen, Spritze mit Nadel geht sehr gut. Sauber arbeiten.
Wenn alles einigermaßen fest ist, können jetzt außen Fillets gemacht werden.
Wieder genauso, mit Spritze und Nadel aufbringen und sauber verstreichen, z.B. mit dem Finger.
Hier geht es nur noch um optische Qualität, halten tut das Ganze von innen.

Warum? Alles was ich jetzt als Unsauberkeit habe, muß ich per Schleifpapier korrigieren.
Und alles was ich jetzt noch sehe, werde ich später noch viel schlimmer sehen...

Die Nähte sind mit Polyesterspachtel aus dem Baumarkt gefüllt, geschliffen, und wo nötig nochmal gefüllt.
Alles was ich an Fehlern sehe, wird später noch schlimmer sein... also sauber arbeiten.
Schleifen mit 180 oder 240, je nach Stelle.

Geändert von Duke am 21. September 2014 um 21:09

Duke

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Beitrag 7632465 [Alter Beitrag21. September 2014 um 20:50]

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Jetzt braucht es vernünftiges Handwerkzeug:

Ich lackiere, falls möglich, alles mit Sata RPS (die Wegwerf-Spritzbecher).
2 Pistolen zur Auswahl, Sata 1000 RP und Sata Minijet 4 HVLP.



Die Minijet hat eine maximale Düsengröße von 1,4 mm, das ist zum Grundierung Spritzen eigentlich zu klein, aber mit ein wenig Verdünnung im Lack geht´s super.
Deshalb hierfür die Minijet, ist einfach für das kleine Zeuch wesentlich besser und billiger.



als Nächstes gehts ans Lack mischen.



Das ist eine Grundierung aus dem Automobilbereich. Nicht ganz billig aber saugut.
Mischungsverhältnis 2:1. Ich habe etwa 5% Verdünnung dazugegeben

Hier ist der Lack im Becher fertig gemischt. Die antistatischen Staubtücher sind ein sehr wichtiges Utensil.

Duke

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Beitrag 7632466 [Alter Beitrag21. September 2014 um 21:07]

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Hier die Pistole mit RPS- System, fertig zum Lackieren.
Ab jetzt hat man ca. 30 Minuten Zeit, dann muss das Zeug aus der Pistole raus, sonst ist´s vorbei.



Rakete mit Silikonentferner abwischen (Fischaugen in der Lackierung sind extrem eklig zu reparieren),
abtrocknen lassen, mit Staubtuch abwischen, nochmal mit der Pistole abblasen (ohne Lack, also den Hebel nur wenig durchziehen) und los gehts.

Erste Schicht dünn spritzen, kurz warten und zweite Schicht drauf, in 5 Minuten muss alles erledigt sein.

So sieht das Ergebnis dann aus:




Und so aus der Nähe:




Man sieht sogar die Riefen des Schleifpapieres.
Das ist aber nicht weiter wild, ist ja nur ne Grundierung. Wichtig ist, daß die Grundierung so dick drauf ist, daß ich ALLE Unebenheiten rausschleifen kann. Man meint zwar immer, daß Lack in die Unebenheiten läuft und diese auffüllt, aber guter Lack tut genau dies eben nicht, weil man eigentlich eine gleichmäßige Schichtdicke will.

Hier macht sich also jetzt bezahlt, wenn man vorher sauber gearbeitet hat....

Geändert von Duke am 21. September 2014 um 21:10

Duke

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Beitrag 7632469 [Alter Beitrag21. September 2014 um 21:16]

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Ich lasse das dann über Nacht trocknen, dann gehts weiter.
Jetzt wird mit 400er und dann mit 600 oder 800 geschliffen.

Ab jetzt keine Fehler mehr. Das was ich jetzt als Fläche habe, das wird meine spätere Qualität der Lackierung. So sollte es aussehen:



Es geht nicht darum, das alles gleich ist, sondern das alles absolut glatt und ohne Riefen ist.
Die Phenolic-Bereiche die rauskucken sind durch Grundierung "getränkt" worden, deshalb geht das noch so (gleiches gilt für die Flossen), aber mehr dürfte man nicht mehr wegschleifen.

Fall es mehr sein müsste: nochmals grundieren !
Duke

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Beitrag 7632470 [Alter Beitrag21. September 2014 um 21:26]

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Jetzt geht es ans Farbe lackieren. Für die Weiße Basis nehme ich Dupli Color Aerosol-Art (das ist ein Nitrokombilack), aus der Spraydose.

Wie immer eine dünne Schicht, kurz warten und dann nochmal drüber.

Falls was schief läuft, über Nacht trocknen lassen, mit 800er korrigieren und nochmals eine (oder 2) Schicht drauf. Wie immer: Silikonentferner, Staubtuch, abblasen etc.

So sollte es direkt nach dem Lackauftrag aussehen:





Noch ne andere Perspektive:




Wieder über Nacht trocknen lassen.
Duke

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Beitrag 7632471 [Alter Beitrag21. September 2014 um 21:31]

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Das ist dann das Ergebnis am nächsten Tag:



Über Glanz muss man sich noch keine Sorgen machen, sondern nur über gleichmäßige Farbe....
Mit 1200er wird jetzt eventuell vorhandener Oberflächenkack (kleine Stäubchen) o.Ä. weggeschliffen.

Als nächstes kann abgeklebt werden.

Geändert von Duke am 21. September 2014 um 21:32

Duke

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Beitrag 7632474 [Alter Beitrag21. September 2014 um 21:46]

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Nach dem Abkleben die übliche Reinigungsprozedur, dann wird Dekor gespritzt.
Ich verwende dazu Clou Nitrolack, mit Farbpigmenten eingefärbt. Die sind schwer zu besorgen, aber richtig gut. Alternativ: Aerosol Art von Duplicolor.

Das Ergebnis sieht dann so aus:



Nochwas zum Abkleben. Das beste Abklebeband ist gerade gut genug, nur die blauen Hochglanzbänder von Tesa bzw. die dunkelblauen von 3M verwenden.

Auf den Bildern ist das Abklebeband teilweise schon abgezogen. Das mache ich, wenn der Lack noch leicht elastisch ist.




Auf dem nächsten Bild sieht man:

a) die abgewischte Lackierung auf der alten Rakete, drunter die Grundierung (am Ende des Körperrohrs)
b) leichte Unsauberkeiten an der Lackierung der Neuen



Das kann noch korrigiert werden , mit einem feinen Pinsel, Abklebeband und der Ziehklinge (Teppichmesser).
Duke

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Beitrag 7632475 [Alter Beitrag21. September 2014 um 21:53]

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Nach der Feinkorrektur kommt der Klarlack.

Ich würde das Dekor nicht mehr schleifen, meist führt das zu Verfärbungen.

Lackiert wird wie immer mit der Minijet, Lack ist Clou Nitro farblos hochglänzend.
Für die Klarlackierung verwende ich sehr stark verdünnten Lack (mindestens 50% Verdünnung, eher mehr).

Eigentlich entsteht so ein "Washcoat", welches extrem glänzt und schön ist.





Es ist kein Polieren etc. notwendig (wäre für ne Rakete auch übertrieben).
Duke

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Beitrag 7632476 [Alter Beitrag21. September 2014 um 21:54]

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Beitrag 7632477 [Alter Beitrag21. September 2014 um 22:04]

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Abschließend noch ein paar Regeln zum Lackieren:

- Grundierung füllt Unebenheiten bedingt aus (KLEINE Unebenheiten !!!), Lack so gut wie gar nicht.

- Wenn ich den grand Canyon mit Lack auffülle, ist drunter immer noch der Grand Canyon (und bei Klarlack werde ich ihn auch sehen.. !). Bei Decklack werde ich ihn nach dem Trocknen sehen, weil der Lack einfällt.

- zu einer guten Spritzpistole gehört ein guter Kompressor (mindestens 350 l/min und 50 l Kesselvolumen)

- Reparaturen am Lack immer nach Trocknung, besser nicht im Nassen Zustand

- Lackieren braucht etwas Erfahrung, also Geduld haben. Lackierer ist ein Beruf...

-Wenn ich glaube "noch eine Schicht, dann ist es perfekt", dann wird die entstehende Lacknasen-Ausstellung der Beweis sein, daß das genau die Schicht zuviel war.
Besser etwas warten, kucken was der Lack macht und nach dem kurzen Ablüften noch ne Schicht drauf.

- Jedes Lacksystem hat seine Eigenheiten, also lieber am Anfang etwas experimentieren

Hoffe das hilft, viele Grüße

Duke
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