osmadie
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Hallo Leute, Silvester habe ich für ein interessantes Experiment genutzt. In der Vergangenheit gab es immer wieder Diskussionen um Schwarzpulver-Motoren, die eine zu hohe Ausfallrate durch Platzer haben und dadurch immer wieder zu Schäden am Raketenmodell führen. Ich habe nun versucht, eine Treibsatz-Halterung zu bauen, die nicht zu viel Raum beansprucht und auch nicht zu schwer ist, aber bei einem Platzer selbst nicht zerreißt. Erprobt habe ich das ganze mit einem Weco-Kanonenschlag, den ich als Simulation für einen platzenden Treibsatz verwendet habe. Daten zum Test-Aufbau: Der Kanonen-Schlag hat einen Außendurchmesser von 22mm Die Treibsatz-Halterungshülle besteht aus einer Papierröhre mit 23mm Innendurchmesser (70cm Tonpapier-Streifen mit Tapetenkleister geklebt und aufgerollt, auf der Heizung ein paar Stunden trocknen gelassen) Die Papier-Hülse wurde nach dem Trocknen unter leichter Spannung (ca. 1kg Zug) mit einer Schnur umwickelt. (Die Schnur reißt ab 23kg Zuglast) Die Hülle mit der Schnur wiegt zusammen 10g, da könnte aber bestimmt noch ein bisschen Material eingespart werden. Der Böller wurde mit Klebeband nur an einer Seite in der Hülle befestigt. Um den Böller bleibt ein umlaufender Luftspalt von 0,5mm Breite. Das ganze habe ich aufrecht stehend (Zündschnur nach unten) gezündet. Die Hülse mit dem Böller flog dann ca. 15 - 20m hoch. Hier sind ein paar Bilder vom Ergebnis: Nachdem die Schnur wieder abgewickelt wurde: Was meint Ihr? Überzeugt das die Cluster-Flieger unter Euch? Der Kraft-Peak müsste vom Schubspant ertragen werden, aber es würde keine seitlichen Zerstörungen mehr geben, sprich: das Heck der Rakete bleibt intakt und die Schubrichtung wirkt nach oben anstatt zur Seite, auch wenn der Treibsatz auf der Seite aufplatzen sollte, d.h. auch der versagende Motor trägt zum Gesamtschub mit bei. Die Innenseite der Papierhülse ist nur auf der inneren Oberfläche etwas geschwärzt. In einer Rakete müsste sie nicht einmal ersetzt werden. Gruß Oliver
Geändert von osmadie am 05. Januar 2009 um 22:04
Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum Atheismus, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott. Werner Heisenberg
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Oliver Arend
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Ich stelle mir das mit dem Schnur-Umwickeln umständlich vor. Ginge nicht auch einfach Glasfaser? Der Peak der Explosion wird ja möglicherweise durch den Luftspalt aufgefangen, und nur zweitrangig durch die Dehnung der Papierhülse und der Schnur? Wenn eine geringere Steifigkeit als bei Glas gewünscht ist, gibt es vielleicht noch "weichere" Gewebe, wie z.B. Abreißgewebe aus PE (oder PA?).
Oliver
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osmadie
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Sicherlich ist das auch mit Glasfaser zu erledigen, aber nicht innerhalb von 2 Minuten. Solange habe ich für das Umwickeln mit der Schnur höchstens gebraucht. Da muss man auch keine klebrige Pampe anrühren.
Allerdings muss ich zugeben, dass die Schnur-Oberfläche für eine weitere Verarbeitung, z.B. mehrere Rohre miteinander verkleben, nicht optimal ist.
Bei Glasfaser müsste man mal testen, wieviele Schichten da nötig sind. Bei der Schnur war es nur eine Schicht.
Ich habe zwar keine Experimente mit enger anliegenden Hüllen gemacht, aber ich denke auch, dass dieser Spalt wichtig für diesen Explosions-Schutz ist. Ich vermute auch, dass man diese Halterung noch leichter (dünnwandiger) ausführen kann.
Gruß Oliver
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Peter
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Ein interessantes Experiment! Es kommt wirklich darauf an, das seitliche Aufplatzen abzufangen. Ein Motorplatzer sollte idealerweise den Motor einfach nach hinten auswerfen statt seitlich die Rakete zu zerstören.
Es kommt natürlich auch auf den Motor an. Größere Teile nehmen u.U. die Glasfaserumhüllung dankend mit und freuen sich, daß sie so schön verdämmt sind.
Und ein Gedanke am Rande: Wäre es vielleicht praktisch, die Motoren mit einem Stück abgeschnittenen (Garten-) Schlauch zu überziehen? Würde schnell gehen, wäre elastisch und in beliebiger Menge verfügbar. Gefährliche Teile entstehen dabei auch nicht. Vielleicht müßte auch nicht die gesamte Länge überzogen werden, ein Streifen um die Treibstoffzone herum könnte genügen.
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Trevize
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Es gibt Klebeband mit eingearbeiteten Glasfasern (UD). Das wäre für einen einmaligen Gebrauch sicher auch eine Moglichkeit.
Ich würde aber eher auf eine Dauerlösung setzen, sprich: ein entsprechend stabiles Motorhalterungsrohr. Und dafür sollte sich ein Aramidfaser-verstärktes Kunststoffrohr sehr gut eignen. Aramidfasern gibt es in sehr vielen Variationen. Hier wären Niedermodul-Fasern optimal. Die werden auch bei schusssicheren Westen eingesetzt.
Aber was anderes... ich hatte in fast 20 Jahren mit über 1000 verflogenen Motoren gerade mal zwei Motorplatzer (FSI D20-5 und Moog (!) C6-3). Ob sich da der Aufwand lohnt...
Grüße!
Hagen
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Tom
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Zitat: Original geschrieben von Trevize
Aber was anderes... ich hatte in fast 20 Jahren mit über 1000 verflogenen Motoren gerade mal zwei Motorplatzer (FSI D20-5 und Moog (!) C6-3). Ob sich da der Aufwand lohnt...
Grüße!
Hagen
Nun, mir sind von 5x Held 5000 immerhin 4 Stk. in einem Cluster geplatzt... Und C6 hatte ich vor Jahren mindestens 20 Stk. die es zerlegt hatte. Gruß Tom
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Achim
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Das Thema hatte ich doch vor längerer Zeit schon mal angeregt... Schön, dass es wieder weitergedacht wird. Meine ersten Versuche mit Glasfaser-und kevlarhülsen haben ergeben, dass es kein großes Problem ist, die Hülse für sich betrachtet berstsicher zu bekommen. Aber - die Hülsen erfahren im Moment des Motorplatzers eine so große, kurzfristige dynamische belastung, dass an eine dauerhafte Verklebung mit dem Motorspant nicht zu denken ist. Es gab immer irgendwelche Risse. Ausserdem war die Belastung des Spantes oberhalb der Hülsen so groß, dass es sogar 6mm Sperholzspanten zerschmettert hat. Hier könnte vielleicht eine Dämpfung in Form einer Silikonschicht oder ähnliches Abhilfe schaffen. Bei meinen versuchen hatte ich sogar einen wesentlich größeren Luftspalt und dennoch gab es immer Zerstörungen.
Das Umwicklen mit der Schnur ist zwar für das Abfangen von Kräftespitzen ideal - nur wie soll man solche Halterungen mit dem Motorspant verkleben?
Gruß, Achim
Der größte Feind des Erfolges ist die Perfektion
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Finn
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ich versteh zwar net so viel von den smokern aber ich würd sagen wenn ihr das mit Glasfaser überzieht und dass dan explodiert dann gute nacht.......
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Peter
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Nein, das ist kein Problem. Ein "3xplodierender" Motor mit Glasfasermantel ist harmlos. Je nach Heftigkeit des Vorgangs wird entweder die Hülse längs aufgerissen und fliegt dann als ein Stück durch die Gegend, oder der Motor wird in eine ganze Reihe kleiner Teile zerlegt. Das Gute dabei: Ob größer oder kleiner, die Ränder aller dieser Bruchstücke bestehen aus "weicher" Glasfaser und verletzen niemanden. Auch sind die Teile nicht schwer genug, um durch schiere Wucht jemanden ernsthaft zu gefährden. Ich würde hier übrigens den Begriff "3xplosion" eher nicht verwenden. Früher konnte man das unbedenklich tun, heute löst das gleich T3rr0rpanik aus. Also rate ich zu einer einfachen Unterscheidung nach dem Motto: Was knallt, ist noch lange keine 3xplosion. a) Die "wirkliche" 3xplosion ist eine D3tonation. Unsere Motoren können garnicht d3tonieren. b) Wenn Motoren durch kurzzeitigen Überdruck zerstört werden, dann ist das halt ein MotorenplatzerUnd der kann sogar den Waras passieren, wenn man zu eifrig pumpt..
Geändert von Peter am 20. Februar 2009 um 12:42
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Finn
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jaaaaaaaaaaaaaaaaa kann es hatten wir gestern....... bei 8 bar XD
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