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AlexanderM
Epoxy-Meister Registriert seit: Feb 2004 Wohnort: Düsseldorf Verein: FAR Beiträge: 238 Status: Offline |
Beitrag 107214
, Satellit per Kanone ins Weltall?
[04. November 2006 um 17:25]
Hallo Leute,
neulich war ich mal in einer Kneipe und saß jemandem gegenüber, der mich den ganzen Abend zugetextet hat. U.a. erzählte er mir folgende Geschichte: Vor ein paar Jahren ging ja durch Presse, Funk und Fernsehn, daß der (ehemalige) Irak-Diktator Hussein sich eine Riesenkanone hat bauen lassen, mit der er (angeblich) Nachbarländer beschießen lassen wollte. Das wurde vereitelt, indem die Bauteile vor der Verschiffung beschlagnahmt wurden. So jedenfalls habe ich die Meldung auch noch in etwa in Erinnerung. Der Typ in der Kneipe sagte nun aber, daß das alles so nicht stimme. Vielmehr hätte ein deutscher Konstrukteur (Name habe ich jetzt vergessen, evtl. "Bauer" oder so) ein System erfunden, bei dem man mittels einer (Riesen)kanone tatsächlich einen Satelliten in die Umlaufbahn schießen könne. Die dabei auftretenden Beschleunigungen seien natürlich enorm (40000 g!), daher müsse der Satellit sehr stabil gebaut sein, z.B. müsse er vergossen sein, da ansonsten beim Start Bauteile im Innern abrissen, etc. Ein weiteres Problem sei die große Geschwindigkeit, da ja der Satellit die Mündung der Kanone bereits mit der 1. Kosmischen Geschwindigkeit verließe (d.h. ca. 27-fache Schallgeschwindigkeit!) und da wäre die Luftreibung ja sehr groß. Das war dann auch einer meiner ersten Einwände. Daraufhin entgegnete der Typ, daß dies von dem genialen Konstrukteur gelöst worden wäre, indem er Hitzeschilder zur Ummantelung des Satelliten verwende, wie sie auch für die Sprengköpfe der Interkontinentalraketen verwendet würden, wenn diese wieder in die Atmosphäre eintauchten. Und auch die NASA hätte übrigens solche Experimente bereits erfolgreich absolviert. Nur würde man diese Technik nicht verwenden, da die "Raketenlobby" dann ihre Felle wegschwimmen sähe. Usw. usw.... Kurzum, meine Frage hier in die Runde: Ist die Geschichte, wie ich annehme, nur eine Spinnerei oder ist an der Sache etwas dran. D.h., läßt sich (prinzipiell) ein Satellit per Kanone in die Umlaufbahn schicken (oder gar darüber hinaus)? Also in etwa so, wie in Jule Vernes Roman? Wenn ja, wäre das ja eine dolle Sache und es wäre auch klar, daß man so eine Technik nicht einem verrückten Diktator in die Hände gibt. Aber vermutlich ist's ja nur eine Geschichte. Mit besten Grüßen, Alexander |
Neil
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Beitrag 107215
[04. November 2006 um 17:45]
Hi,
der Typ der die Riesenkanone konstruiert hat hieß Bull und wurde wohl vom israelischen Geheimdienst beseitigt. Er war damals in der Lage kleine Sonden in etwa 180km Höhe zu schießen. Die Kanone bestand aus mehreren Schiffgeschützen die aneinander gereiht wurden. Das Problem mit der Hitze ist nicht so groß wie man erstmal annimmt. Man denkt jetzt das soviel Hitzeschutz notwendig ist wie bei einem Space Shuttle. Da man aber nicht von 28kkm abbremsen will, sondern nur sehr kurz durch die Luft fliegt, ist die Belastgung auch nicht so hoch. Wenn der Satellit die Kanone verläßt, ist er in ca. 25s auf 200km Höhe. Dort muss dann aber mit einem Raketenmotor eine Bahnkorrektur vorgenommen werden, damit er beim zurück kommen an der Erde vorbei fällt. Dass das Geschäft der Raketenbauer versaut wäre glaube ich nicht. Den so ein Satellit kann nicht sehr groß sein. Gruß Neil Die Erde ist eine Scheibe. Egal in welche Richtung sich die Menschheit bewegt, sie geht immer auf einen Abgrund zu. |
AlexanderM
Epoxy-Meister Registriert seit: Feb 2004 Wohnort: Düsseldorf Verein: FAR Beiträge: 238 Status: Offline |
Beitrag 107222
[04. November 2006 um 21:26]
Hi Neil,
wenn also an der Sache doch etwas dran wäre, dann frage ich mich aber doch, warum denn nicht kleine Satelliten auf diese Weise in die Umlaufbahn befördert werden. Mir scheint, daß diese Methode nämlich billiger wäre, als gleich große Raketen zu bauen, auch wenn man für die Bahnkorrektur noch eine kleine "Oberstufe" mit einbauen müßte. Ich glaube, daß die Sache doch irgendwie einen praktischen Haken hat. Mal sehen. Mit besten Grüßen, Alexander |
AlexanderM
Epoxy-Meister Registriert seit: Feb 2004 Wohnort: Düsseldorf Verein: FAR Beiträge: 238 Status: Offline |
Beitrag 107223
[04. November 2006 um 21:44]
Hab noch was zu dem Erfinder gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gerald_Bull http://www.winkler-berlin.de/Deutsch/DGbull.htm Scheint also doch was dran zu sein. Geändert von AlexanderM am 04. November 2006 um 21:51 |
Neil
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Beitrag 107224
[04. November 2006 um 21:46]
Hi,
Die Kanone. Er hat damals 180km hoch geschossen. Da stand die dann still und kam wieder runter. Er hat also bei weitem noch nicht 28000km/h erreicht. So eine Kanone müßte sehr lang werden und das wird mit normalen Treibmitteln zu schwierig. Daher forscht man jetzt mit Magnetkanonen. Mike HB hat da mal ein sehr schönes Scale Modell zu gebaut. Gruß Neil Die Erde ist eine Scheibe. Egal in welche Richtung sich die Menschheit bewegt, sie geht immer auf einen Abgrund zu. |
Turambar
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Beitrag 107227
[04. November 2006 um 22:26]
das wären dann die Railguns oder Gaußkanonen. Im Prinzip recht leicht, du hast 2 stäbe aus einem ferromagnetischem metall, an einen stab kommt plus an den anderen minus. verbunden werden die beiden mit einer schiene aus einem nichtmagnetischen leiter (alu). Die schiene schließt den stromkreis und durch den stromfluss entstehen dann elektromagnetische felder die die schiene vorwärts.
Allerdings braucht man dafür ne verdammt hohe spannung. Wobei Mike "nur" das geschoss und nicht die abschussvorrichtung nachgebaut hat, odER? Bei der Eroberung des Weltraums sind zwei Probleme zu lösen: Die Schwerkraft und der Papierkrieg. Mit der Schwerkraft wären wir fertig geworden. - Wernher Freiherr von Braun http://are.modellraketen.at MfG Stefan |
Neil
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Beitrag 107229
[04. November 2006 um 23:09]
Hi,
er hat die Rakete nachgebaut. Gruß Neil Die Erde ist eine Scheibe. Egal in welche Richtung sich die Menschheit bewegt, sie geht immer auf einen Abgrund zu. |
Andreas Mueller
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Beitrag 107247
[05. November 2006 um 13:16]
Zitat: In Sachen Energie war er wirklich weit weg davon. Um eine Umlaufbahn zu erreichen bräuchte er mindestens etwa 6mal so viel Energie. Da er diese nur in Form von kinetischer Energie mitgeben kann, muss er die Geschwindigkeit noch auf mindestens das 2.5fache steigern... |
Neil
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Beitrag 107248
[05. November 2006 um 13:39]
Zitat: In einer Dokumentation über ihn wurde mal das Testgelände gezeigt wo er seine Experimente durchgeführt hat. Da liegen heute immer noch riesige Bruchstücke herum von Kanonen die nicht gehalten haben. Die Regierung (ich glaube es war Kanada) hat daraufhin die Versuche auch einstellen lassen. Es war zu gefährlich, weil die doch teilweise sehr weit geflogen sind. Man kann übrigens über die Energien ja auch mal gut den Treibmittelbedarf vergleichen. Im Prinzip braucht er ja soviel Triebmittel wie die Rakete Treibstoff mit hat. Aus beiden wird die Energie gezogen. Bei der Kanone muss das alles aber im Lauf umgesetzt werden, bei der Rakete hingegen passiert das über eine längere Zeitspanne. Dafür muss aber auch der Treibstoff wieder mit beschleunigt werden. Die Kanone die damals angeblich geplant wurde für den Irak sollte ca. 300m lang sein. Es gab da einen sehr schönen Bericht in einem PM-Heft. Dort sind die auch mehr auf die Höhensonden eingegangen und die Probleme wie hier schon angesprochen (vergießen der Elektronik). Gruß Neil Die Erde ist eine Scheibe. Egal in welche Richtung sich die Menschheit bewegt, sie geht immer auf einen Abgrund zu. |
Turambar
SP-Schnüffler
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Beitrag 107249
[05. November 2006 um 14:02]
Neil du weißt nicht zufällig in welchem PM das war?
Bei der Eroberung des Weltraums sind zwei Probleme zu lösen: Die Schwerkraft und der Papierkrieg. Mit der Schwerkraft wären wir fertig geworden. - Wernher Freiherr von Braun http://are.modellraketen.at MfG Stefan |