Lschreyer
Grand Master of Rocketry
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Naja, so ein INU macht noch kein stabiles Fluggerät, soweit ich mich damit auskenne (und ich kenne mich damit tatsächlich etwas aus) muss man jedes Fluggerät mitsamt Steuerung als System betrachten, die passenden Regelparameter berechnen´und das in die Steuerung einfließen lassen. Du kannst nicht einfach so einen Chip nehmen und da 2 Servos anflanschen. Die reagieren dann zwar nett hin und her wenn man es dreht, aber das wird nicht reichen.
Das ganze Regelsystem muss zur Rakete passen, sonst reagiert es zu träge und kommt mit den Steuersignalen nicht nach, oder es reagiert zu schnell und steuert über. Drittes Problem ist, dass es dann evtl. noch anfängt zu schwingen, dann münden die Steuersignale in ein heftiges Aufschwingen was die Rakete zerstört. Sind deine Steuerflächen zu klein oder zu groß passiert das selbe, die müssen zur Rakete, der Geschwindigkeit, Trägheit des Modells usw. passen, das ganze System muss auf einander abgestimmt sein.
Von daher bin ich auch skeptisch, dass es gelingt mit dem gezeigten Gerät diese Rakete zu stabilisieren. Das Dingens ist ja für RC-Flugzeuge gemacht, die sehr viel langsamer fliegen und vor allem horizontal. Das lässt sich, wie man gesehen hat, auf senkrecht startende Raketen umwidmen indem man die Achsen vertauscht, aber das waren alles "normale" Raketen, die wahrscheinlich recht gutmütig reagiert haben, also lang, dünn und symmetrisch gebaut. Bei solchen Modellen muss die Steuerung nur wenig gegensteuern.
Dein Modell ist komplett asymetrisch, tendiert also von sich aus zum Ausbrechen aus der Flugbahn. Da muss sofort ab Start stark gegengesteuert werden damit das dann doch gerade aus fliegt. Problem dabei ist auch, dass du von Ruhezustand auf 400 kmh in ein paar Sekunden beschleunigst, dass muss die Steuerung auch können, sie muss sehr schnell reagieren und dabei nicht das Steuer zu weit herum reißen. Tut sie das nur ein bisschen, oder sind deine Steuerflächen zu klein/zu groß, dürfte das Gerät geradewegs in einer kurzen Bogenlampe in die Erde einschlagen. Die Geschwindigkeit und die Präzision sind der Grund, warum einige dieser INUs 25.000 $ kosten, und andere nur 200.
Ich würde daher wirklich dazu raten, dieses Teil einmal in klein zu bauen, und die Steuerung daran einzustellen, denn so "aus der Box" wird das meiner Erfahrung nach nicht funktionieren, da wette ich auch gerne mit dir.
Du kannst vielleicht auch mal Jürg anschreiben, immerhin hat er seine Diplomarbeit über das Thema geschrieben, er kann dir da vielleicht noch ein paar Tipps geben.
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Oliver Arend
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Ich teile Louis' Bedenken, und Jürg kann Dir mit Sicherheit weiterhelfen (auch wenn ich glaube, seine Antwort schon zu kennen ;-).
Du solltest auf jeden Fall versuchen das Modell stabil zu bekommen (alles eine Frage des Zusatzgewichts in der Nase), dann kannst Du den EagleTree einbauen und schauen was passiert. Danach hast Du immer noch Gelegenheit, schrittweise Gewicht aus der Spitze zu nehmen und Dich langsam an die Instabilität heranzutasten.
Oliver
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legranddudu
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*LOL* ... noch Jemand? In der Zeit bastle ich weiter... mein nächster Beitrag wird ein Youtube Video vom Flug... man sieht sich...
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Lschreyer
Grand Master of Rocketry
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Denis, ich habe selbst schon an Stabilisierungen gewerkelt, und aufgegeben. Den Eagle-Tree baut man in stabil fliegenden Flugzeugen ein, fliegt und trimmt diese erst einmal normal aus, was schon dauert, um dann in sicherer Höhe bei wenig Schub und ohne Wind erstmals die Stabilisierung per Fernsteuerung zu aktivieren. Dann geht das Einstellen los, was einige Flüge erfordert. Das Gute daran: Bei einem RC-Flieger kann man den Kasten jederzeit abschalten. Du hast genau einen Versuch. Aber ich bin gespannt auf das Video
Geändert von Lschreyer am 18. November 2014 um 11:41
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Jörg
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Zitat: *LOL* ... noch Jemand?
Wieso nimmst Du so'n technisch valteten Rochen und nicht das VECTOR ? Laß sie doch einfach erstmal als Fesselmodell fliegen, dann kann sie nicht weg....
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thomasm
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Schon lustig wie sich die Kommentare hier und auf rocketryforum unterscheiden. Vielleicht brauchen wir ne Salzwüste.
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Oliver Arend
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Was mich interessieren würde: Wie instabil war die bisher "instabilste" mit einem Eagle Tree geflogene Rakete? Meinem Verständnis nach war das eine flossenlose, relativ langsame Rakete. Abstand Druckpunkt-Schwerpunkt also nahezu Null und geringe Kräfte, da keine wirklich auftriebserzeugenden Flächen vorhanden sind, sondern nur ein schräg angeströmtes Rohr. Was passiert wenn Denis einen seiner Hybride in eine mit reichlich Flossenfläche gesegnete Rakete steckt, wo der Abstand zwischen Druckpunkt und Schwerpunkt deutlich erkennbar ist (zumindest in einer Achse), und die wahrscheinlich mit deutlich höherer Geschwindigkeit unterwegs ist? Weiß jemand wie der Eagle Tree intern funktioniert? Welche Art von Regelung findet da überhaupt statt? "Lernt" das Ding schnell genug? Was meinen Leute dazu, die _richtig_ Ahnung von der Kombination aus Raketen und Regelungstechnik haben, also bspw. Jürg Thüring oder Christoph Truöl? Und ja, vielleicht unterschätze ich moderne Elektronik, aber ich würde gerne erst ein paar Berechnungen zu dem Thema sehen bevor ich mich in Manching in die Nähe stelle und zuschaue oder doch lieber dafür sorge, dass gute Freunde und ich selbst außerhalb der theoretischen Reichweite sind. Ich will nicht den Einsatz des Eagle Trees in einer instabilen Rakete an sich verteufeln, aber ich finde es unverantwortlich solche Experimente ohne wenigstens überschlagsmäßige Rechnungen, Kenntnisse der Funktionsweise des Reglers, Erfahrungswerte mit vergleichbaren Raketen und/oder ein kleines, maßstabsgetreues Pappmodell durchzuführen. Es gab vor nicht allzulanger Zeit einen glücklicherweise nicht sehr folgenschweren Unfall hier in Deutschland, und die Kurzfassung des Safety Codes heißt ja nicht umsonst: "Protect your privilege to fly rockets by not making the headlines or becoming a statistic." Bitte belehrt mich eines Besseren! Oliver
Geändert von Oliver Arend am 18. November 2014 um 20:51
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Neil
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Hi,
nur kurz mal in die Runde geworfen. Ich sehe bei solchen Elektorniken immer das Problem des Messbereiches. Hat das System einen so großen Messbereich das es beim Start einer stark motorisierten Rakete nicht den Messbereich verlässt?Wenn das der Fall ist kann es nicht funktionieren. Wenn die Rakete aber im Messbereich bleibt, kann es theoretisch funktionieren. Es gibt genügend Modelle die instabil sind und von Eletroniken stabilisiert werden können. Hubschraube sind da ein recht extremes Beispiel, da diese auch sehr schnell werden können was Drehungen um die eigene Achse ist.
Dann würde mich hier im Baubericht interessieren, wie den die Steuerung mechanisch umgesetzt wird. Strahlruder in der Düse oder Luftruder an den Flossen. Für Luftruder muss die Rakete eine mindest Geschwindigkeit haben, sonst wirken die nicht.
Gruß
Neil
P.S.: Scheint interessant zu werden nächste Jahr in Manching.
Die Erde ist eine Scheibe. Egal in welche Richtung sich die Menschheit bewegt, sie geht immer auf einen Abgrund zu.
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Trevize
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Zitat: nicht sehr folgenschweren
Was den Sachschaden betrifft, ist das korrekt (Personenschaden gab es zum Glück gar keinen), aber was die Behördenkontakte betrifft, sind da mehrere Jahre gute, vertrauensbildende Arbeit in ein paar Sekunden den Bach 'runter gegangen. Alle Daueraufstiegserlaubnisse landesweit wurden m.W. gekündigt und es ist nicht abzusehen, wann wieder welche vergeben werden. Grüße, Hagen
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legranddudu
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Zitat: Original geschrieben von thomasm
Schon lustig wie sich die Kommentare hier und auf rocketryforum unterscheiden. Vielleicht brauchen wir ne Salzwüste.
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