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Oliver Arend
Administrator
Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: Great Falls, VA, USA Verein: RMV/Solaris/AGM/TRA L1/TCV/MDRA/NOVAAR Beiträge: 8375 Status: Offline |
Beitrag 13680
, N<sub>2</sub>O statt H<sub>2</sub>O<sub>2</sub>
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Ich frage mich, warum vielerorts Wasserstoffperoxid als Oxidator verwendet wird, obwohl sich Lachgas ja offensichtlich sehr einfach handhaben lässt, sehr sicher und auch nicht unbedingt teurer ist (bin über die Preise nich wirklich gut informiert). Darüberhinaus erübrigt sich bei Lachgas-Nutzung die Fremdgasdruckförderung des (flüssigen) Treibstoffs - wenn man den verwendeten Kammerdruck in Grenzen hält.
Liegt es nur am Leistungsgewicht, da bei Lachgas nur etwa 36% des Gewichts als Oxydator genutzt werden können, bei Peroxyd immerhin 47%? Zumal dieser Vorteil eventuell wieder dadurch zumindest zum Teil wettgemacht wird, dass wir mit Stickstoff, der ja vom Lachgas überbleibt, eine gasförmige Komponente haben, die zum Vortrieb beitragen kann, mit dem Wasser beim Peroxyd jedoch "Abgas", das stark zum flüssigen Aggregatzustand tendiert? Oder bilden sich gar bei der Verbrennung von Lachgas mit organischen Treibstoffen (Methanol, Ethanol) wilde Cyanid-ähnliche C-N-Verbindungen? RATT Works, die u.a. "normale" Hybride herstellen, stehen kurz vor der Serienfertigung eines Flüssigtriebwerks im M-Bereich mit Lachgas als Oxydator, wohingegen ich bezweifle, dass System Solaire mit ihrer Peroxyd-Rakete so den durchschlagenden Erfolg haben. Oliver |
Hendrik
Senior Pyronaut
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Beitrag 13683
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Ein Vorteil von H2O2 ist, daß das durch die Verbrennung entstehende Wasser gleich wieder verdampft wird. Dadurch lassen sich mit 50 %igen H2O2 Verbrennungstemperaturen realisieren, die weit unter 1000 °C liegen. Das schaffst Du mit Lachgas nicht!
VG, Henni SOL-2 Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise. Wernher von Braun (1912 - 1977), deutsch-US-amerikanischer Raketenforscher http://solaris.raketenmodellbau.org Solaris-RMBder Verein fürs Forum. |
Oliver Arend
Administrator
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Beitrag 13686
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1000 °C, Hendrik, weil bei unter 100 °C verbrennt kaum was, geschweige denn dass Wasser verdampft ;-) Aber das ist ein Vorteil, richtig, da werden die Werkstoffe nicht so beansprucht.
Oliver |
Hendrik
Senior Pyronaut
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Beitrag 13688
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![]() Zitat: Uuuupsi, irgendwann finde ich den Fehlerteufel, der das veursacht hat... Ist korrigiert, danke! VG, Henni SOL-2 Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise. Wernher von Braun (1912 - 1977), deutsch-US-amerikanischer Raketenforscher http://solaris.raketenmodellbau.org Solaris-RMBder Verein fürs Forum. |
andi
Drechsel-Lehrling Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: D, 76297 Stutensee Verein: Beiträge: 76 Status: Offline |
Beitrag 13709
, noch ein Vorteil
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Oliver ein weiterer Vorteil mit H2O2 bei richtiger Komponentenwahl bzw Aditivierung das Zeug zündet hypergol! Egal wie gut die Düseneinsätze Mischen... gezündet wird immer wenn die Komponenten aufeinandertreffen, für Flüssigtriebwerke auch nicht ganz ohne Vorteil, werden doch sogar "Große" auf diese Weise angelassen mit Hilfseinspritzung. Druckflaschen und Zubehör bringen Gewicht, Technik und Fehlerquellen, H2O2 kann man per Gießkanne transportieren und tanken. Kleine Kartusche zur Förderung drauf fertig.
Aber schlußendlich kommt es doch auf die Verfügbarkeit, die Kosten und die individuellen Vorlieben an was verwendet wird. |
Oliver Arend
Administrator
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Beitrag 13719
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Geht mir auch so. Ich hab vor H2O2 irgendwie n bisschen mehr Respekt. Und hypergol muss ja nun echt nicht sein. Das mag was bringen für ICBMs, die jahrzehntelang gelagert werden sollen und auf Knopfdruck auch starten, aber nicht für eine Rakete, die man selbst starten möchte.
Oliver |
andi
Drechsel-Lehrling Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: D, 76297 Stutensee Verein: Beiträge: 76 Status: Offline |
Beitrag 13725
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Bei mir ist es eher umgekehrt, mir ist H2O2 lieber als z.B. rotrauchende Salpetersäure (auch hypergol) die brennt nicht nur Löcher überall rein und verätzt die Lungen sondern selbst kleinste Mengen geben so schicke gelbe Flecken auf der Haut die sich später abschälen. H2O2 beißt dagegen nur ein bischen wenn man gleich abspült.
Sogesehen ist Lachgas nun doch fast das Gelbe vom Ei für Privat/lowgeld forschung. |
David Madlener
Anzündhilfe Registriert seit: Okt 2001 Wohnort: Düren Verein: FAR Beiträge: 44 Status: Offline |
Beitrag 14474
, N2O vs. H2O2
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Hallo!
Beide Substanzen haben ihre Vor- und Nachteile. Gemein haben sie aber vor allem die Eigenschaft, dass sie nicht kryogen sind, was die Beanspruchung der Ventile und Leitungen reduziert. Für Lachgas braucht man einen Drucktank, der mehr als 70bar aushalten muss. Das geht natürlich ins Gewicht, wenn man nicht faserverstärkte Verbundwerkststoffe für die Tanks verwendet. Auch Tanks und Zuleitungen müssen für diesen Druck ausgelegt werden, also ein klarer Minuspunkt. Wird natürlich durch den höheren Brennkammerdruck (fast) wettgemacht ![]() ![]() ![]() ![]() |
andi
Drechsel-Lehrling Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: D, 76297 Stutensee Verein: Beiträge: 76 Status: Offline |
Beitrag 14478
, Vor und Nachteil genau
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Hallo David,
stimmt genau Vor und Nachteile je nach Möglichkeiten. Der Pilot den du erwähnst trug PVC-Schutzkleidung, die Gefahr war dort nicht das H2O2 sondern dass sich das Zeug mit dem Alkohol mischte beim Unfall - buuums! Für Antriebe mit Pilot wurden meines Wissens nach nur "heiße" Waltertriebwerke eingesetzt. Sonst ist H2O2 eigentlich harmlos solange man sauber arbeitet. Als Katalysator empfiehlt sich Braunstein oder Kaliumpermanganat in Alkohol gelöst ist billiger und leichter als Ag. Ähnliche Eigenschaften wie H2O2 erhält man auch mit rauchender Salpetersäure (drucklos zündet gut, passiviert den Tank = lange Lagerzeiten möglich) Das ultimative Mittelchen allerdings ist Tetranitromethan! und das gleich in 3erlei Hinsicht: 1.es enthält mehr Sauerstoff pro Volumen als LOX 2.es ist drucklos flüssig und lagerungsstabil 3.es ist sauteuer, giftig und in Mischung mit Brennstoff etwas sehr hmm sagen wir mal anspruchsvoll (Toluol +TNM ca 9000m/s bei stöchiometrischer Mischung) Eingesetzt wurde es schon in den USA (wo sonst?) bei Dragsterrennen mit Wassereinspritzung um nochmehr Power als mit Nitromethan zu erreichen. |
David Madlener
Anzündhilfe Registriert seit: Okt 2001 Wohnort: Düren Verein: FAR Beiträge: 44 Status: Offline |
Beitrag 14504
, Re: Vor und Nachteil genau
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Hi Andi! Soweit ich weiss war diese Schutzkleidung nicht wirklich dicht. Die hatten halt nicht wie heute Vollgummischutzanzüge aus PVC oder ähnlichem. Das war eher ein Gewebe aus PVC oder PC-Fasern (so genau konnte ich das nicht herausfinden), Baumwolle wäre auch nicht so doll gewesen
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