Raketenmodellbau.org Portal > Forum > Experimental & Forschung > Experimental & Forschungs Raketenbau > Aerodynamische Grundlagen für Flugmodelle - Raketengleiter
Du kannst keine neue Antwort schreiben
Seiten (4): « 1 2 [3] 4 »

Autor Thema 
pegi

Grand Master of Rocketry

Registriert seit: Okt 2000

Wohnort:

Verein:

Beiträge: 2529

Status: Offline

Beitrag 59412 [Alter Beitrag22. Oktober 2004 um 19:29]

[Melden] Profil von pegi anzeigen    pegi eine private Nachricht schicken   pegi besitzt keine Homepage    Mehr Beiträge von pegi finden

Ich verstehe das zwar nicht, es liest sich aber sehr interessant. Insofern hast Du was mit Stephen Hawking gemein... cool
Andi Wirth

Überflieger

Andi Wirth

Registriert seit: Nov 2002

Wohnort: Winterthur/CH

Verein: ARGOS, TRA, MGSU

Beiträge: 1262

Status: Offline

Beitrag 59413 [Alter Beitrag22. Oktober 2004 um 19:41]

[Melden] Profil von Andi Wirth anzeigen    Andi Wirth eine private Nachricht schicken   Besuche Andi Wirth's Homepage    Mehr Beiträge von Andi Wirth finden

Heute werden i.A. mehrfache V-Formen verwendet; interessanterweisse auch bei schnellen Modellen.
Gründe: Bei den "Knickohren" habe ich nur aussen eine dafür starke V-Form, was folgende Vorteile mit sich bringt:
1. Die Kraft entsteht dort, wo ich sie brauche - weit aussen; was bedeutet, dass das rückdrehende Moment trotz der kleinen Fläche gross genug ist.
2. Die V-Form kann ohne gravierende Nachteile gross gewählt werden, was bedeutet, dass sie auch bei starker Querneigung noch stabilisierend wirkt. Diese Methode ist deshalb vor allem bei engem Kreisen von Vorteil, weshalb sie bei ausgeprägten Thermikseglern oft angewendet wird.
3. Durch die kleinere betroffene Fläche sind die negativen Folgen auf die Leistung trotz der starken V-Form akzeptabel.

Nachteile:
- Höherer Bauaufwand und bei gleicher mechanischer Stabilität höheres Gewicht
- Grösserer Aufwand bei Transport und Lagerung
- Mechanische Ruderansteuerung aufwändig (hier sind wir Modellflieger mit unserem Fly-by-wire-System deutlich im Vorteil)
- Die Wirkung der Querruder ist reduziert

Hier noch eine Anmerkung:
Jede Stabilisierung wirkt immer auch dämpfend auf die gewollte Veränderungen der Fluglage. Ein Segler, der über eine starke V-Form verfügt, braucht grosse Querruderausschläge, um die gewünschte Wirkung zu erzielen und dreht auch schnell zurück.
Hier die Aufnahme eines typischen, modernen Seglers mit mehrfacher V-Form (Discus 2b):

Folgende Datei wurde angehängt:


Lebenserfahrung ist die Summe der Fehler, die zu machen sich kein anderer gefunden hat. (Jules Romains)
Andi Wirth

Überflieger

Andi Wirth

Registriert seit: Nov 2002

Wohnort: Winterthur/CH

Verein: ARGOS, TRA, MGSU

Beiträge: 1262

Status: Offline

Beitrag 59414 [Alter Beitrag22. Oktober 2004 um 20:02]

[Melden] Profil von Andi Wirth anzeigen    Andi Wirth eine private Nachricht schicken   Besuche Andi Wirth's Homepage    Mehr Beiträge von Andi Wirth finden

Der äusserste Flügelteil wird in dieser Ausprägung als "Tiplet" bezeichnet. Einige Seglern - vor allem der sog. Rennklasse - können mit kleiner Spannweite und Winglets geflogen werden; oder, als Alternative, mit verlängerten Wingtips. Die Beseichnung Tiplet ist ein Zusammenzug dieser Bezeichnungen; gemeint ist damit, dass das Flügelende (Wingtip) so weit nach oben gezogen ist, dass er fast wie ein Winglet wirkt.

Diese haben ja den Zweck, die aerodynamische Spannweite zu vergrössern und die effektive Spannweite zu belassen. Anders gesagt: der Flügel wird am Ende hochgezogen, was zwar nichts zum Auftrieb beiträgt, aber den induzierten Widerstand im Langsamflug durch die grössere wirksame Streckung verringert. Dies wird allerdings durch einen erhöhten Widerstand im Schnellflug erkauft ... Erneut: es gibt keine ideale Auslegung, sondern nur die Optimierung für einen bestimmten Zweck. Darum die Variante, die Flügelenden variabel zu gestalten. Kommt dazu, dass es in der Club-, Standard- und Rennklasse eine Spannweitenbegrenzung auf 15m gibt. Dieser kann mit Winglets - und eingeschränkt auch mit Tiplets - ein Schnippchen geschlagen werden. Zumindest was den induzierten Winderstand betrifft.

Ich bin etwas abgeschweift.

Eine weiter Form der Stabilisierung um die Längsachse ist die Anordnung der Flügel am Rumpf. Unterschieden werden
- Tiefdecker: Flügel sind unterhalb des Rumpfes angebracht; der Rumpf "sitzt" auf dem Flügel
- Hochdecker: Die Flügel werden über dem Rumpf angebracht; der Rumpf hängt am Flügel
- Mitteldecker und Schulterdecker liegen dazwischen.

Diesmal mit Motorflugzeugen.
Tiefdecker (Piper Arrow):

Folgende Datei wurde angehängt:


Lebenserfahrung ist die Summe der Fehler, die zu machen sich kein anderer gefunden hat. (Jules Romains)
Andi Wirth

Überflieger

Andi Wirth

Registriert seit: Nov 2002

Wohnort: Winterthur/CH

Verein: ARGOS, TRA, MGSU

Beiträge: 1262

Status: Offline

Beitrag 59415 [Alter Beitrag22. Oktober 2004 um 20:06]

[Melden] Profil von Andi Wirth anzeigen    Andi Wirth eine private Nachricht schicken   Besuche Andi Wirth's Homepage    Mehr Beiträge von Andi Wirth finden

Schulterdecker (Bölkow junior):

Folgende Datei wurde angehängt:


Lebenserfahrung ist die Summe der Fehler, die zu machen sich kein anderer gefunden hat. (Jules Romains)
Andi Wirth

Überflieger

Andi Wirth

Registriert seit: Nov 2002

Wohnort: Winterthur/CH

Verein: ARGOS, TRA, MGSU

Beiträge: 1262

Status: Offline

Beitrag 59416 [Alter Beitrag22. Oktober 2004 um 20:07]

[Melden] Profil von Andi Wirth anzeigen    Andi Wirth eine private Nachricht schicken   Besuche Andi Wirth's Homepage    Mehr Beiträge von Andi Wirth finden

Und wer (fast) keine Flugstabilität braucht, baut so (Extra 260):

Folgende Datei wurde angehängt:


Lebenserfahrung ist die Summe der Fehler, die zu machen sich kein anderer gefunden hat. (Jules Romains)
Andi Wirth

Überflieger

Andi Wirth

Registriert seit: Nov 2002

Wohnort: Winterthur/CH

Verein: ARGOS, TRA, MGSU

Beiträge: 1262

Status: Offline

Beitrag 59417 [Alter Beitrag22. Oktober 2004 um 20:08]

[Melden] Profil von Andi Wirth anzeigen    Andi Wirth eine private Nachricht schicken   Besuche Andi Wirth's Homepage    Mehr Beiträge von Andi Wirth finden

Zum Abschluss: ein sehr stabil fliegender Hochdecker (Cessna 172):

Folgende Datei wurde angehängt:


Lebenserfahrung ist die Summe der Fehler, die zu machen sich kein anderer gefunden hat. (Jules Romains)
Andi Wirth

Überflieger

Andi Wirth

Registriert seit: Nov 2002

Wohnort: Winterthur/CH

Verein: ARGOS, TRA, MGSU

Beiträge: 1262

Status: Offline

Beitrag 59419 [Alter Beitrag22. Oktober 2004 um 20:27]

[Melden] Profil von Andi Wirth anzeigen    Andi Wirth eine private Nachricht schicken   Besuche Andi Wirth's Homepage    Mehr Beiträge von Andi Wirth finden

Zitat:
Original geschrieben von pegi
Ich verstehe das zwar nicht, es liest sich aber sehr interessant. Insofern hast Du was mit Stephen Hawking gemein... cool


Hoppla, am Zielpublikum vorbei geschrieben ... frown
Woran liegt es denn? Schreibe ich zu kompliziert oder packe ich zuviel in einen Beitrag?

Mein Problem: ich befasse mich seit dreissig Jahren mit der Materie und habe eine entsprechende Milieuschädigung. Dagehe ich bei manchem vielleicht etwas zu schnell drüber.

Fragen stellen ist erlaubt und erwünscht!

Lebenserfahrung ist die Summe der Fehler, die zu machen sich kein anderer gefunden hat. (Jules Romains)
Andi Wirth

Überflieger

Andi Wirth

Registriert seit: Nov 2002

Wohnort: Winterthur/CH

Verein: ARGOS, TRA, MGSU

Beiträge: 1262

Status: Offline

Beitrag 59421 [Alter Beitrag22. Oktober 2004 um 20:44]

[Melden] Profil von Andi Wirth anzeigen    Andi Wirth eine private Nachricht schicken   Besuche Andi Wirth's Homepage    Mehr Beiträge von Andi Wirth finden

So, schauen wir uns mal zwei typische Vertreter von leichten Reiseflugzeugen von vorne an - beide stammen in ihrer Auslegung aus den 50er (Cessna) bzw. 60er-Jahren (Piper), aber die Grundsätze sind die gleichen geblieben.

Ich nehme an, ihr wisst, worauf ihr jetzt schauen "müsst"!

Folgende Datei wurde angehängt:


Lebenserfahrung ist die Summe der Fehler, die zu machen sich kein anderer gefunden hat. (Jules Romains)
Andi Wirth

Überflieger

Andi Wirth

Registriert seit: Nov 2002

Wohnort: Winterthur/CH

Verein: ARGOS, TRA, MGSU

Beiträge: 1262

Status: Offline

Beitrag 59422 [Alter Beitrag22. Oktober 2004 um 21:14]

[Melden] Profil von Andi Wirth anzeigen    Andi Wirth eine private Nachricht schicken   Besuche Andi Wirth's Homepage    Mehr Beiträge von Andi Wirth finden

Die beiden Flugzeuge sind in ihren Ansprüchen an das Können der Piloten durchaus vergleichbar, obwohl die Cessna praktisch keine V-Form hat.
Hier wird die Querstabilität anders erreicht. Ich setze unserem schon beliebten Flugzeug (bisher Mitteldecker) die Flügel hoch, fasse die Einzelauftriebe der beiden Flächen zu einer Resultierenden zusammen und zeichne Schwerpunkt und Druckpunkt ein:

Folgende Datei wurde angehängt:


Lebenserfahrung ist die Summe der Fehler, die zu machen sich kein anderer gefunden hat. (Jules Romains)
Andi Wirth

Überflieger

Andi Wirth

Registriert seit: Nov 2002

Wohnort: Winterthur/CH

Verein: ARGOS, TRA, MGSU

Beiträge: 1262

Status: Offline

Beitrag 59425 [Alter Beitrag22. Oktober 2004 um 22:13]

[Melden] Profil von Andi Wirth anzeigen    Andi Wirth eine private Nachricht schicken   Besuche Andi Wirth's Homepage    Mehr Beiträge von Andi Wirth finden

Zu erkennen ist, dass der Druckpunkt im Bereich der Tragfläche liegt (gilt grundsätzlich für alle Flugzeuge), der Schwerpunkt im Mittelbereich des Rumpfes, etwas Richtung Tragfläche verschoben - auch das ein normaler Fall. das Gewicht greift im Schwerpunkt an, der Auftrieb im Druckpunkt.
Im Geradeausflug liegen die Vektoren der beiden Kräfte auf der gleichen Geraden und damit im Gleichgewicht. Wenn aber - wie oben dargestellt - das Flugzeug schräg liegt, trifft das nicht mehr zu. Die vertikale Komponente erzeugt deshalb ein rückdrehendes Moment - die horizontale genau das Gegenteil. Wenn Schwerpunkt und Druckpunkt weit genug auseinander liegen, ist das rückdrehende Moment grösser als das weiter drehende.
Das heisst: wenn die Flächen hoch genug liegen, braucht das Flugzeug keine V-Form. Und: ein Tiefdecker braucht zwingend V-Form, sonst ist er nicht nur indifferent, sondern instabil - das heisst, er dreht nicht nur nicht zurück, sondern verstärkt die Schräglage, bis er auf dem Rücken liegt oder im Spiralsturz endet.
Andererseits kann ein Hochdecker mit V-Form überstabil werden und ins Schwingen kommen. Die beiden Massnahmen müssen daher aufeinander abgestimmt werden. Und: ein Hochdecker ist letztlich nur eingeschränkt kunstflugtauglich - ausser er hat eine negative V-Form, die den stabilisierende Effekt des oben liegenden Flügels reduziert.
Wirklich neutral kann sich aber nur ein Mitteldecker ohne V-Form verhalten - daher sind heute Kunstflugmaschinen so ausgelegt (siehe oben - Extra 260).

Lebenserfahrung ist die Summe der Fehler, die zu machen sich kein anderer gefunden hat. (Jules Romains)
Seiten (4): « 1 2 [3] 4 »
[Zurück zum Anfang]
Du kannst keine neue Antwort schreiben