Autor | Thema |
---|---|
JKH
PU-Meister Registriert seit: Apr 2007 Wohnort: Darmstadt Verein: Beiträge: 297 Status: Offline |
Beitrag 124905
[08. Juli 2007 um 23:00]
Hallo!
Also so wie auf dem Foto, verhalten sich alle WaRas, bei denen der Druckpunkt vor dem Schwerpunkt liegt. Meiner Meinung nach gibt es dafür bisher nur zwei mögliche Erklärungen: 1. Die von Robert, dass das Wasser in der Rakete schwappt und die Rakete eigentlich durch Schwerpunktsverlagerung stabilisiert wird, oder 2. meine. Für Roberts Variante könnte ich mir folgenden Test vorstellen: Ich kann mir den Ausgang noch nicht vorstellen, aber wenn er hinhaut, was durchaus möglich ist, dann wäre das eine bahnbrechende Erkenntnis - für den ganzen Raketenbau! ...und um meine Theorie zu überprüfen, muss man einfach eine Silvesterrakete mit noch einem Gewicht unten und Flossen oben mal fliegen lassen. Vielleicht sind ja sogar beide Thesen richtig? Ich bin die nächsten Wochen nicht zu Hause. Deswegen kann ich diese Versuche leider nicht durchführen. Gruss, JKH |
Turambar
SP-Schnüffler
Registriert seit: Jun 2005 Wohnort: Österreich Verein: Beiträge: 874 Status: Offline |
Beitrag 124911
[09. Juli 2007 um 00:19]
Wie wäre es mit folgendem:
Da WaRa ist ganz einfach instabil nur hat sie gar keine Zeit um nach der Führung durch Startrampe und Launch tube das wirklich am Flugverhalten zu zeigen, da die Schubphase extrem kurz ist. Und nachdem das Wasser draußen ist, passt wieder alles. Zu der Theorie mit dem Strudel wie beim Ablassen des Wassers aus einer Badewanne: Ich denke nicht, dass hier ein strudel entsteht. Das Wasser ist viel zu träge um während der kurzen Schubdauer noch einen Strudel zu bilden. Bei der Eroberung des Weltraums sind zwei Probleme zu lösen: Die Schwerkraft und der Papierkrieg. Mit der Schwerkraft wären wir fertig geworden. - Wernher Freiherr von Braun http://are.modellraketen.at MfG Stefan |
JKH
PU-Meister Registriert seit: Apr 2007 Wohnort: Darmstadt Verein: Beiträge: 297 Status: Offline |
Beitrag 124912
[09. Juli 2007 um 01:25]
Hallo!
Zitat: Nene, wenn man viel Wasser rein füllt oder die Düse kleiner macht, zeigt eine WaRa schon eine typische Flugbahn. Es gibt auch so einen Grenzpunkt. Wenn der überschritten wird, dann wird die Rakete instabil. Dann helfen sogar Finnen nichts mehr. Entweder, wenn zu viel Wasser drin, oder die Düse zu klein ist, dann fliegt die Rakete Loopings, Spiralen etc. An dieser Stelle möchte ich eine Versuchsrakete von mir vorstellen, die ich parallel zum Freestyle Physics Wettbewerb gebaut habe. Die Idee war, die Düse ab einer gewissen Höhe bzw. Geschwindigkeit kleiner zu machen, um den Schub zu reduzieren. Dadurch errechnete ich mir eine grössere Flughöhe (Ähnlich wie bei den Rauchern). Die Funktionsweise ist eigentlich sehr simpel: Eine kleinere Düse an einem Schwimmer legt sich bei einem gewissen Wasserstand über die Hauptdüse. Dadurch verändert sich der Schub. Eine Versuchsrakete hatte ich früher schon mal gebaut und getestet. Dieses Mal wollte ich sie nach den Regeln von Freestyle Physics bauen. Das hiess, eine Flasche, kein SST. Und so habe ich es gelöst: Eine Schnur ist oben mit einer Schraube befestigt. An der Schnur befindet sich ein Korken als Schwimmer und zu unterst ist die Düse, die genau in den Flaschenhals rein passt. Die Düse goss ich aus Harz. (Irgendwo habe ich auch noch Fotos von der Rak, finde sie aber momentan nicht ) Die Tests sind sehr komisch ausgefallen. Die Rakete ist erst einmal wie gewohnt gerade nach oben. Dann hat die kleinere Düse eingesetzt. Die Rakete flog nun nicht mehr gerade nach oben weiter, sondern ist taumelnd und kringelnd wieder runter gekommen. (Luft trat übrigens bei der Düse nicht aus). Irgendwann fing sich die Rakete wieder und flog noch ein kurzes Stück wieder stabil. Dieses Verhalten hat sich bei jedem Versuch wiederholt. Dann habe ich die zweite Düse etwas grösser gebohrt. Und plötzlich hat's funktioniert, die Rakete ist nicht mehr rumgeeiert. Aus diesem Versuch schliesse ich, dass das stabile oder instabile Fliegen bei einer WaRa mit dem Schub zu tun haben muss, bzw. mit der Beschleunigung. Das Flugverhalten mit zu kleiner Düse war übrigens genau so wie bei meiner Feststofftest-rak mit Held1000 Motor! Gruss, Jonathan Geändert von JKH am 09. Juli 2007 um 01:28 |
wolke
PU-Meister Registriert seit: Okt 2006 Wohnort: Hannover Verein: Cumulus Beiträge: 473 Status: Offline |
Beitrag 126636
[09. August 2007 um 17:18]
Hi!
Das die Rak nach einer gewissen Schubzeit wieder stabil fliegt beweist, dass der Schwerpunkt nicht zu weit hinten sein darf (wie am Anfang der Schubphase mit viel Wasser im Heck) um die Rak stabil fliegen zu lassen! Ich habe letztens mal einen schrägstart mit ca. 25° Neigung gemacht: Die Rakete hat sich nicht aufgerichtet! Sie ist mit gleichbleibender Neigung weitergeflogen! Viele Grüße Olli Je mehr Käse, desto mehr Löcher. Je mehr Löcher, desto weniger Käse. Also: Je mehr Käse, desto weniger Käse. |
stroems
Muffenschrumpf-Azubi Registriert seit: Mär 2004 Wohnort: Erlangen Verein: Beiträge: 70 Status: Offline |
Beitrag 127341
[21. August 2007 um 19:50]
@JKH
Ich war schon sehr lange nicht mehr im Forum und habe jetzt endlich wieder Zeit für das nasse Hobby. Ich denke, dass ich das Problem, warum eine waagrecht gestartete Flasche leicht nach oben zieht, erklären kann. Dazu erst eine Zeichnung: (Die Drehmomente zeigen natürlich in die bzw. aus der Papierebene, aber die eingezeichneten Kraftpfeile sind anschaulicher) Das Problem in der bisherigen Diskussion war, dass das Drehmoment komplett vergessen wurde. Genau wie für den Vortrieb der Rakete die Impulserhaltung wichtig ist, spielt bei dem "Aufbäumen" der Rakete die Drehimpulserhaltung eine Rolle. Die Flasche muss sich entgegengesetzt zum Wasserspiegel drehen, sonst ist der Drehimpuls des gesamten Systems nicht erhalten. Wenn der Wasserspiegel sich nach kurzer Zeit stabilisiert hat rotiert die Flasche natürlich nicht weiter, sie hat sich aber etwas geneigt. Die Rakete wird also auch im Weltraum (ohne Schwerkraft, ohne Aerodynamik) einen kleinen Bogen fliegen, wenn sich das Wasser beim Start nur in einer Hälfte der Rakete befindet. Kleines Experiment dazu: Fülle eine Plastikflasche zu 1/3 mit Wasser, halte sie in einer Hand am Schwerpunkt waagrecht und beschleunige sie dann horizontal (festhalten, nicht loslassen). Du wirst die Neigung der Flasche nach oben erkennen. Wenn der Wasserspiegel nur leicht schräg ist, sind die Auswirkungen sehr gering. Ich denke daher nicht, dass sich eine etwas schräg abgeschossene Rakete in den Zenit erheben wird. Ich hoffe dass damit ich den Kern des Problems getroffen habe, die Diskussion darüber ist aber wertvoller als eine Lösung. Grüße, Ströms P.S. Ich bin zwar Physiker, aber irren ist eben menschlich: sagt also Bescheid, wenn was nicht passt! |
robby2001
Gardena Master of Rocketry
Registriert seit: Jan 2004 Wohnort: Osnabrück Verein: Beiträge: 2087 Status: Offline |
Beitrag 127342
[21. August 2007 um 20:32]
Moin!
Zitat: Nö, wurde es nicht! Lies dir doch bitte mal meinen Beitrag auf der dritten Seite dieses Threads durch. Dort habe ich ebenfalls die Schwerpunktverschiebung durch schwappendes Wasser und in Verbindung mit dem Schubvektor das daraus resultierende Drehmoment beschrieben. Gruß Robert Geändert von robby2001 am 21. August 2007 um 20:32 |
meanmachine
Epoxy-Meister Registriert seit: Mai 2003 Wohnort: Frankfurt am Main Verein: ;-) Beiträge: 471 Status: Offline |
Beitrag 127374
[22. August 2007 um 15:34]
hi leute!
also erstma: ich habe nicht den gesammten thread gelesen und weiss net ob ihr schon das problem mit der instablilen wasser rakete die während der schubphase stabil fliegt schon gelöst hab ... von daher kann sein dass dieser beitrag vollkommen über flüssig ist. ^^ also ich denke nicht das man das problem durch strömungswinkel und schubvektoren erklären lässt. meine hypothese wäre, dass wir hier es mit einem aerodynamischen phänomen zu tun haben. durch die enorme beschleunigung und der dadurch resultierenden strömungsgeschwindigkeit könnte sich der druckpunkt selbst hinter dem KSP verlagern, sodass die rakete static margin erhält, wenn auch nur klein. das würde auch erklären warum die rakete nur während der beschleunigungsphase stabil ist und sobald sie wieder langsam wird verliert sie diese eigenschaft. Lässt die schubwirkung nach, ist erstens: die kraft die auf dem druckpunkt wirkt( F'=h*F*sin(x) ) durch die langsamere geschwindigkeit geringer, und kann dem "angle-of-attack"(=x) nicht mehr entgegenwirken, folglich wird die rakete instabil. und zweitens: bewegt sich der Druckpunkt wieder zurück zu seinem ausgangs punkt. was meint ihr...? gruss saqib Jede Prüfung setzt neue Maßstäbe |
JKH
PU-Meister Registriert seit: Apr 2007 Wohnort: Darmstadt Verein: Beiträge: 297 Status: Offline |
Beitrag 128077
[31. August 2007 um 15:46]
Hi all!
Stroems Idee ist gut und könnte vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung sein. Alleridings hängt unser Phänomen auch vom Schub und dem Luftwiderstand ab, was bei seiner Theorie nicht berücksichtigt wird. Auf Youtube habe ich hier mal ein Video einer WaRa die sich aufrichtet gefunden. Man sieht schön, wie sie nach oben zieht und bei Schubende wieder nach unten kippt. Meanmachine's Idee mit dem wanderendem Druckpunkt hatte ich letztens auch. Der wandernde Druckpunkt könnte nämlich verhindern, dass die Rakete sich bei einer Drehung nicht mehr weiter dreht. Nur erklärt dies nicht, warum die Rakete sich aufrichtet - nur stabil fliegt. Letztens sprach ich mit einem der bei Comet gearbeitet hatte. Er meinte ebenfalls, dass ein Flugkörper nur schnell genug sein muss, dann fliegt er immer stabil - egal wo der Druckpunkt ist... Gruss, JKH |
meanmachine
Epoxy-Meister Registriert seit: Mai 2003 Wohnort: Frankfurt am Main Verein: ;-) Beiträge: 471 Status: Offline |
Beitrag 128246
[03. September 2007 um 20:31]
Servus!!
@JHK : ja dass man mit genungend schub sogar einen zeigelstein fliegen kann hab ich auch schon mal gehört...aber wie ist das möglich ??? wo befindet sich bei solchen strömungsgeschwindigkeiten der druckpunkt und spielt er überhaupt noch eine rolle? warum ist das so ?? gruss saqib Jede Prüfung setzt neue Maßstäbe |
JKH
PU-Meister Registriert seit: Apr 2007 Wohnort: Darmstadt Verein: Beiträge: 297 Status: Offline |
Beitrag 128248
[03. September 2007 um 21:17]
Hi meanmachine!
Das Warum konnte mir der von Comet auch nicht genau sagen. Ich vermute das könnte so was ähnliches wie bei der Superkavitation sein. Hinter der Spitze entsteht ein Unterdruck bis Vakuum (bei Überschall) und hinten beim Flugkörper knallt die weggedrückte Luft wieder an den Flugkörper zurück. Es gibt ja immmer unendlich viele Druckpunkte. Allerdings gibts wohl Hauptdruckpunkte, in unserem Fall einen vorne und einen hinten. Bei zunehmender Geschwindigkeit wird der Druckpunkt vorne immer kleiner und der hinten immer grösser. Gruss, JKH |